Fingersprache  Der unglückselige Pirroficoni wurde von einem jener Erz­italiener zu Tode geprügelt: weil er ihm. unter allen Umständen im »Sicherheitsgewahrsam« die Aussage entreißen wollte, daß er gewisse kleine Mädelchen genotzüchtigt hätte. Er war aus allen Wolken gefallen und beteuerte, daß, nein, daß es überhaupt nicht wahr sei: aber es trommelte auf ihn nieder zum Zerplatzen. Oh, ihr freigebigen Hände des Beccaria!

Die urbs mußte gerade damals, als sie diese Anfälle von Wohlgeziemtheit und Federzonischer Polizeiordnung hatte (1926-27), immer wieder Bekanntschaft machen mit periodischem Abwürgen kleiner Mädchen: und auf den Wiesen und Matten geisterte das Andenken an ihre Qual und ihre leblosen Körper und ihre armselige, verloschene Unschuld: dort draußen extra muros, hinter den Andachtsstätten der suburbis und den Grabschriften der antiken Marmorsteine und Kapellen. Der Ficoni Pirro, der feige Hund! beschmuste damals eine seiner nicht nur schmalzigen sondern auch gut abgelagerten, wenn auch nicht leicht zugänglichen Damen: fünfter Stock: vornehmes Mietshaus : Hausmeisterin am Portal: Gatte anwesend, tüchtig-tüchtig in Pantoffeln: ringsherum traubenweise Hausbewohner, von Natur aus schwatzhaft, mehr als Irnerius. Von wannen, von dieser tatsächlichen Gegebenheit nämlich: ein rührendes Kommen und Gehen mit diversen handschriftlichen Botschaften zu Händen einer freundlichen Überbringerin (dreizehnjährig), die sie mit nicht geringer Umsicht und nicht geringem Herzklopfen dem Empfänger zuführte. Und Zeichensprache und Fingerzwiesprache vom Fenster zur Straße und umgekehrt. Der zaghafte und fingerfertige Galan wurde vom. Trottoir weg in Arrest gesetzt, gerade als er dabei war, einige seiner Anliegen mit sechs oder sieben Fingern (Uhrzeit, Liebe) in Richtung Fenster im fünften Stock hinaufzufunken (das, was nach Ansicht der Quästur eine »irreführende Kriegslist« war): und als er soeben, wie ausgemacht, ein Billettchen für Madame ihrem sehr kindlichen Jüngferlein übergab, das ganz aufgeregt über solche Aufgabe war und purpurrot im Gesicht. Der Pirroficoni hatte, wie üblich, das Kind freundlich getätschelt, und diese Geste und ihre Röte wurden ihm zum Verhängnis. Auf Grund dieses prächtigen Indizes befahl der Totenschädel mit Federbusch, daß die »römische Polizei innerhalb von 48 Stunden etc. etc.«

Und der Sbirre, stark gemacht durch die hohen Worte des Obermotz, ließ den Prügel springen. Nur die zweifelnde Dazwischenkunft eines ehrbaren Beamten rettete dem Ficoni die Knochen, die bereits reichlich zerdroschen waren.   - Carlo Emilio Gadda, Die gräßliche Bescherung in der Via Merulana. München 1988

Fingersprache (2)

Eroticism

- N. N.

 

Finger Handsprache

 

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