So schwammen einst auf einem Landsee, an welchen ich auf einer Jagdstreiferei geriet, einige Dutzend wilder Enten allzuweit voneinander zerstreut umher, als daß ich mehr denn eine einzige auf einen Schuß zu erlegen hoffen konnte; und zum Unglück hatte ich meinen letzten Schuß schon in der Flinte. Gleichwohl hätte ich sie gern alle gehabt, weil ich nächstens eine ganze Menge guter Freunde und Bekannter bei mir zu bewirten willens war.
Da besann ich mich auf ein Stückchen Schinkenspeck, welches von meinem mitgenommenen
Mundvorrat in meiner Jagdtasche noch übriggeblieben war. Dies befestigte ich
an einer ziemlich langen Hundeleine, die ich aufdrehte und so wenigstens noch
um viermal verlängerte. Nun verbarg ich mich im Schilfgesträuch am Ufer, warf
meinen Speckbrocken aus und hatte das Vergnügen, zu sehen, wie die nächste Ente
hurtig herbeischwamm und ihn verschlang. Der ersten folgten bald alle übrigen
nach, und da der glatte Brocken am Faden gar bald unverdaut hinten wieder herauskam,
so verschlang ihn die nächste, und so immer weiter. Kurz, der Brocken machte
die Reise durch alle Enten samt und sonders hindurch, ohne von seinem Faden
loszureißen. So saßen sie denn alle daran wie Perlen an der Schnur. Ich zog
sie gar allerliebst ans Land, schlang mir die Schnur ein halbes dutzendmal um
Schulter und Leib und ging meines Weges nach Hause zu. - Gottfried August
Bürger, Wunderbare Reisen zu Wasser und zu Lande, Feldzüge und lustige Abenteuer
des Freiherrn von Münchhausen. In: Erwin Wackermann (Hg.), Münchhausens wunderbare
Reisen. Die phantastischen Geschichten des Lügenbarons und seiner Nachfolger.
München 1968 (dtv 527, zuerst 1833)
|
||
|
|
|
|
|