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Wirt muß seinen Vorrat kennen und genau überschlagen, dann für seine Bereitung
und gesunde Verwahrung sorgen. Er beginnt mit der leichtesten und geistigsten
Kost, den Pflanzenerden, entstanden aus natürlichem Zerfall der Vegetation zu
Humus. Es werden solche folgen, in denen vegetabilischer Zerfall und verwitterter,
verschlämmter, durchgewaschener mineralischer sich zu einer neuen Einheit verbunden
haben, einer zunächst nicht unbedenklichen, weil sie sich teils unter Wasser,
teils in stagnierendem Wasser vollzieht und unter Luftausschließung der Versaurung
ausgesetzt ist. Solche mineralischen werden folgen, in denen die Pflanze bereits
gearbeitet hat, aufschließend, durchwurzelnd und in ihr zerfallend. Normalerde
wird folgen, das A und O jeder derben Vegetation, die zu Holze strebt, große
Gebäude zu speisen hat und ein von Natur nicht leicht austrocknendes Medium
fordert: die Lehme, leichtere oder schwerere, und ihre Krone, die sandigen,
die Erdstufe milder Schwemmländer. Aber sie neigen durch die äußerste Dichtigkeit
ihrer Zusammensetzung zur Luftlosigkeit und Trägheit, zur Bildung von Humussäuren
durch stockenden Wasserabfluß. Kalke also müssen ihre Struktur und das in ihr
gefangene Kali aufbrechen, Sand muß hinzutreten, um sich als Filtriermittel
mit ihnen innig zu durchmischen und der Luft einen tiefdringenden Zutritt zu
schaffen. Reiner Sand alleine schließlich, mit geringen Beigaben pflanzlichen
Verfalles und tierischer Losung reicht sehr wol hin um eigene Pflanzengeschlechter
aus Silikaten, Kalken, Feuchte und dem in den Regen niedergeschlagenen Stickstoff
der Luft zu ernähren. Und endlich ist der Stein, der bloße Stein ein Lockerer
und Luftzuführer, und auch er zerfällt und nährt aus seinem Zerfall. Heideerde
also und Lauberde, Schlammerde und Moorerde, Rasenerde und Lehme, sandige Lehme
und Sand, Kalk und Stein. In dieser Form bietet die Natur selber die Böden.
Der Mensch schafft ihrer noch zwei neue. Er setzt allen Abfall seiner Haushalte
zu Haufen, arbeitet sie um und schichtet neue auf, versetzt sie mit Steigerern
der Verwesung, bringt durch wiederholte Umlegung Luft an tiefliegende Schichten
und schlägt die Masse zu einem Damme fest, der in zwei Jahren eine fett krümelnde
lockere, tiefdunkle Masse darstellt, von Regenwürmern durchhöhlt, die sie fressen
und mit ihrem eigenen Stoffwechselkalke durchsetzt wieder abstoßen; es ist die
Dammerde, reiner Humus, phosphorsauer.
Oder er setzt die Ausscheidung seiner Haustiere zu Haufen, je mehr je besser,
den zähen harzigen langsam sich zersetzenden der Rinder, den brühheiß gärenden,
jäh treibenden von Pferd und Esel, die wässerigen von Schwein und Ente, die
beizenden heißen von Schaf und Kaninchen, die siedend zerfressenden des Hühnerstalles,
die konzentriert das Nötigste speichernden des Taubenschlages. Angesetzt, durchgearbeitet,
in sich gekocht, gegen Verwässerung durch Regen abgedeckt, schrumpfen auch sie
zu einer dunklen Erde ein, trocken, geruchlos, feinkörnig. Es ist Misterde,
— wenn sie aus alten Mistbeeten stammt, erdiger Roßmist.
Dies ist das Erdmagazin des Gärtners, für die ideale Lösung seiner Aufgabe
nichts darin entbehrlich. - Rudolf Borchardt, Der leidenschaftliche Gärtner.
Nördlingen 1987 (Die Andere Bibliothek 25, zuerst 1938)