ärtner
Eine Dame sagte, sie hätte die Natur eines guten Gartens,
der sich nicht mit dem Wasser vom Himmel begnüge, sondern auch noch welches
vom Gärtner haben wolle, wenn er fruchtbarer sein soll. - (
brant
)
Gärtner (2) Prima. Es wurde mit jedem Tag größer.
Er wässerte es, riß ein paar alte Blätter ab, lockerte den Boden, zupfte etwas Unkraut, spritzte nach Belieben Dünger drüber und trat dann zurück, um es zu betrachten. Es gab keine größere Befriedigung, als schöpferisch tätig zu sein. Bei der Arbeit war er ein hochbezahltes Rad im Getriebe des Niplan-Wirtschaftssystems; er arbeitete mit verbalen Zeichen, verbalen Zeichen anderer Leute, selbstverständlich. Hier hatte er es direkt mit der Wirklichkeit zu tun.
Richards ging tief in die Hocke und betrachtete das, was er erreicht hatte. Schön sah es aus; es war fast fertig, fast ausgewachsen. Er beugte sich vor, um vorsichtig gegen die festen Seitenteile zu drücken.
Das schwindende Tageslicht ließ den Hochgeschwindigkeitstransporter matt erstrahlen. Seine Fenster hatten sich bereits herausgebildet: vier blasse Rechtecke in dem spitz zulaufenden Metallrumpf. Die Steuerkuppel fing gerade an, in der Mitte des Chassis zu knospen. Die Düsenflanschen waren rund und voll entwickelt. Ladeluke und Notschleusen zeichneten sich noch nicht ab; aber es würde nicht mehr lange dauern.
Richards Befriedigung kannte keine Grenzen. Es bestand kein Zweifel: Der
Transporter war fast reif. In den nächsten Tagen konnte
er ihn pflücken ... und endlich damit herumfliegen.
- Philip K. Dick, Fehleinstellung. In: P.K.D., Foster, du bist tot.
Zürich 2001, (zuerst 1954)
Gärtner (3)
Gärtner (4)
REDE DES GÄRTNERS Zwischen den Rosen wächst ein Vagabund |
-
Michael
Krüger, Wettervorhersage
. Salzburg 1998
Gärtner (5) »Ich möchte fragen: Was wird aus dem Garten, wenn ich sterbe; In dem Zustande, in dem er sich jetzt deinem Auge bietet, wird er ohne mich nicht einen einzigen Monat bleiben. Das ganze Geheimnis des Erfolges liegt nicht darin, daß der Garten groß ist und viele Arbeiter in ihm werken, sondern darin, daß ich diese Arbel liebe - verstehst du mich? -, daß ich sie vielleicht mehr liebe als mich selber. Du brauchst mich nur anzusehen: ich mache selber die ganze Arbeit. Alle Veredelungen stammen von mir. Ich werkele vom Morgen bis in die Nacht hinein. Ich selber pfropfe auf, ich stutze selber, ich pflanze selber, alles mache ich selber. Will mir einer beispringen, dann werde ich eifersüchtig und gerate in Wut bis zur Grobheit. Das ganze Geheimnis beruht in der Liebe, das heißt in dem wachsamen Auge und in den Händen des Herrn, in jenem eigenartigen Gefühl, das einen überkommt, wenn man irgendwohin für ein Stündchen zu Besuch fährt und mit dem Herzen nicht dabei ist, man ist nicht man selber: man quält sich insgeheim, es könnte im Garten irgend etwas passiert sein. Und wenn ich sterbe, wer wird darauf achten? Wer wird arbeiten: Ein Gärtner? Die Arbeiter? He? Es ist so, wie ich dir sage, liebet Freund: der schlimmste Feind bei unserer Arbeit sind nicht die Hasen, nicht die Maikäfer und nicht der Frost, es sind vielmehr die fremden Menschen.«
»Und Tanja?« fragte Kowrin und lachte. »Undenkbar, daß sie schädlicher sein könnte als ein Hase. Sie liebt und versteht ja die Arbeit.«
»Ja, sie liebt und versteht sie. Wenn sie nach meinem Tode den Garten geerbt
haben wird und sie ihn selber bewirtschaftet, dann, weißt du, könnte ich mir
nichts Besseres wünschen. Aber wie, wenn sie, Gott behüte, heiratet?« Jegor
Semjonytsch sprach es flüsternd und blickte Kowrin erschrocken an. »Das eben
ist es ja! Sie wird heiraten, Kinder kriegen, und schon wird ihr die Zeit fehlen,
an den Garten auch nur zu denken. Und wovor ich am allermeisten Angst habe:
heiratet sie gar irgendein so junges Bürschchen, das aus Gewinnsucht den Garten
an irgendwelche Marktweiber verpachtet, dann wird alles schon im ersten Jahr
zum Teufel sein! Bei unserer Arbeit sind die Weiberleute - eine Geißel Gottes!«
- Anton Tschechow, Der schwarze
Mönch, nach
(tsch)
Gärtner (6) immer das Kind wollte. Wenn der Rasen eine traurige Meile Meerwassers war und das Kind als Reiter auf einer abgebrochenen Blume über die Wogen dahinfuhr, dann kam vielleicht der Gärtner aus seinem Verschlag bei der Gebüschinsel. Auch der Gärtner nahm dann einen Blumenstengel und schiffte sich ein. Oder er nahm einen Gartenbesen und flog, wohin das Kind nur wollte. Er kannte jede Geschichte seit Anfang der Welt.
»Am Anfang«, sagte er, »war ein Baum.«
»Was für ein Baum?«
»Der Baum da, wo die Amsel pfeift.«
»Ein Falke, ein Falke!« rief das Kind.
Dann blickte der Gärtner an dem Baum hoch und sah einen riesigen Falken auf einem Ast hocken, oder auch einen Adler, der sich im Wind wiegte.
Der Gärtner liebte die Bibel. Wenn die Sonne sank und der Garten voller Leute war, saß er bei einer Kerze in seinem Verschlag und las von der ersten Liebe und die Legende von Äpfeln und Schlangen. Aber am liebsten hatte er den Tod Christi an einem Baum. Bäume waren ein Zaun um ihn, und er erkannte den Wechsel der Jahreszeiten an den Schattierungen ihrer Rinde und am Drängen des Saftes durch die verborgenen Wurzeln. Seine Welt bewegte und verwandelte sich, so wie der Frühling sich durch die Äste bewegte und ihre Nacktheit verwandelte; sein Gott wuchs wie ein Baum aus der apfelförmigen Erde auf. Er gab seinen Kindern Blüte und ließ zu, daß die Stürme des Winters seine Kinder abrissen und wegbliesen. Winter und Tod wehten in einem Wind. Der Gärtner saß in seinem Verschlag und las von der Kreuzigung und sah über die Tiegel auf seinem Fenster in die Winternächte hinaus. Ihm fiel ein, daß in solchen Nächten die Liebe versagt und daß viele ihrer Kinder abgeschnitten werden.
Das Kind verwandelte mit seinen Spielen die zerzausten Rasen. -
(echo)
|
||
|
||