onnerkeil
Nachdem er den Feuergott mit Schmelzbutter gesättigt und alle anderen
Somawädlter besiegt hatte, flog davon, wie eine mächtige Wolke die
Vertiefungen ebnend, Garuda, der Adler, Winatäs Sohn.
Als einzelner hat der Furchtbarstarke viele bestanden. Selbst dir, o Schakra, ist er gleich an Gewalt.
Indra: Weil sich der Vogel an meinen Wächtern vergriffen hat, will zornig ich auf ihn meinen Donnerkeil schleudern.
[Er tut es. Der Donnerkeil prallt an Garuda ab.]
Dieser, mein Donnerkeil, der aus Askese besteht, der
scharf ist wie des Messers Schneide und gewaltig, mit dem ich Writras
Herz zerschnitt, ist an dem Vogel abgeprallt.
Brihaspati, was für ein Wesen ist denn dieser Adler?
Brihaspati: Dieser Adler vereinigt in sich alle
Metren, Schakra, besteht aus den Jadschus-Sprüchen, und die
Melodien bilden seinen Leib. Der Sṑma, den Tärkschjas Sohn getrunken,
hat ihn erst recht gestärkt; darum prallte an ihm dein Donnerkeil ab.
Indra zu Garuda: Dies ist der Donnerkeil, der die Feinde der Götter
getötet hat von Writra an bis auf den heutigen Tag. Er flog zurück: das
ist nicht gut für die Götter! Erbiete Ehre, Garutmant, dem Donnerkeil!
Garuda: Aus meinem Schenkel laß ich eine Feder
fahren, Untadeliger! Die schneide ab mit deinem
Donnerkeil, und ernte dafür Preis! Dir liegt ja nur der Götter Heil am
Herzen. Nicht mit Gewalt, mit Güte will ich handeln, Schakra!
Dem Rischi will ich Ehre gern erbieten, aus des Gebein der Donnerkeil
entstanden3. Dem Donnerkeil auch will ich sie erbieten, und dir,
Schatakratu!
[Indra schleudert nochmals den Donnerkeil.]
Indra: Die Feder hat der Donnerkeil zerschnitten
in drei Teile. Aus ihrem obern Teile sind die Pfauen entstanden; aus
ihrer Mitte die zweiköpfige Reihe der Schlangenfürsten1, aus ihrer
Wurzel der Ichneumon, der Feind der Schlangen.
Ich frage, Vogel, dich: Wie groß ist deine Macht?
Und welcher Teil von dir ist zu bezwingen, Vogelkönig? Nenne mir deine
Stärke, die Unwiderstehlichem widersteht, und ewige Freundschaft soll
uns beide bindenl
Garuda: Acht Erden, neun Himmelsgegenden, drei Ozeane, Gatte
Schatschls, und mehr als tausend Gebirge könnt' ich tragen, wenn ich
wollte. - Indische Märchen. Hg. und übersetzt von Johannes Hertel. München 1953 (Diederichs Märchen der Weltliteratur)
![]() |
||
![]() |
![]() |
|
|
||
|
||
|
|
|