Bluträcher  Die drei Emerillos sagten, sie seien Bluträcher und müßten eine Weile außerhalb ihres Stammes wohnen. Ein älterer Mann aus ihrer Verwandtschaft war plötzlich gestorben, der Häuptling eines entfernten Dorfes war daran schuld, sie mußten diesen Häuptling und seine Sippe töten; er wurde aber von seinem Dorf beschützt, und ihr eigenes Dorfließ sie nicht bei sich wohnen, bis sie Rache genommen und ihren Toten besänftigt hatten. Der Kaplan wollte wissen, warum sie in den Busch gingen und die Leute sie nicht bei sich wohnen ließen; ob sie nicht vielleicht in ihrem Ort einen getötet hätten. Sie verneinten und wunderten sich, daß man sie nicht verstand; natürlich könnten sie nicht bei ihrem Stamm leben, solange der Tote nicht gerächt war. Sie waren mit Lanzen, Pfeil und Bogen bewaffnet, trugen auch Holzbeile; sie wollten alles, was sie hatten, den Sträflingen für das Gewehr geben. Das war auch der Grund, weshalb sie den Sträflingen folgten. Man wies sie ab und ließ sie in der Nacht nicht an das große Feuer, sie waren rabiat und völlig verwildert, es ging für sie um Tod und Leben, und man sah ihnen an, daß es nicht lange dauern werde, bis sie ihre Rache, drei Mann gegen ein Dorf, mit ihrem Leben bezahlten. Aber sie hatten keine Wahl. Jetzt belauerten sie das Gewehr und suchten sich an die beiden Neger zu machen, die seine Obhut übernommen hatten. Als die drei Bluträcher sahen, daß der Schatz in sicherer Hut war und man überdies aufbrach, ließen sie ab. Noch zwei Tage umschlichen sie wie Katzen den Trupp. Der Neger Largi, auf dessen Brust stand «Tod dem Verräter», wurde von einem ihrer Pfeile in die Hüfte getroffen, der Pfeil war zum Glück nicht vergiftet, man gab einen Schuß hinter den Leuten ab, und von da an war man die unheimlichen Verfolger los.  - Alfred Döblin, Amazonas. Romantrilogie. München 1991 (entst. 1935-37)
 
 

Rächer

 

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