eziehungen, soziale  Moralisch-defizitäre Mörder sind emotional unbeteiligt. Sie sind, wie G. J. Smith es selbst einmal ausgedrückt hat, »ein bißchen sonderbar«. Auf sich selbst bezogen war das eine Untertreibung. Aber Smith wollte mit dieser Bezeichnung nicht zugeben, ein Mörder zu sein; er wollte nur zu verstehen geben, daß seine sozialen Beziehungen in der Vergangenheit hätten befriedigender sein können. 

Er wurde 1872 in Bethnal Green als Sohn eines Versicherungsagenten geboren. Mit neun Jahren wurde er, vermutlich wegen Diebstahls, in eine Besserungsanstalt eingewiesen. Als Neunzehnjähriger bekam er wegen Fahrraddiebstahls seine erste Gefängnisstrafe. Nachdem er eine Weile bei der Armee gewesen war, wurde er als Vierundzwanzigjähriger wegen Diebstahls und Hehlerei für ein Jahr ins Gefängnis gesteckt. Mit sechsundzwanzig heiratete er. Jetzt ließ er seine Frau für sich stehlen, indem er sie mit gefälschten Empfehlungsschreiben in entsprechende Haushalte als Dienstmädchen einschleuste. Mit siebenundzwanzig Jahren verlegte er sich auf Heiratsschwindel. Seine Methode bestand darin, eine Frau zu »heiraten«, ihre Ersparnisse an sich zu nehmen und zu verschwinden. Manchmal brauchte er gar nicht zu heiraten. Mit manchen Damen unternahm er einen Ausflug, kehrte mit ihnen irgendwo ein und ließ sie, nachdem er ihre Barschaft an sich genommen hatte, dort sitzen. Er pflegte sich zu entschuldigen, auf die Toilette zu gehen und nicht wieder zurückzukehren. Als er neunundzwanzig war, wurde er von seiner richtigen Ehefrau auf der Straße erkannt; da sie inzwischen eine Gefängnisstrafe für ihn abgesessen hatte und von daher eine alte Rechnung zu begleichen war, ließ sie ihn verhaften, und er wanderte für zwei Jahre ins Gefängnis. Das war seine letzte Gefängnisstrafe. Kaum entlassen, machte er natürlich weiter. Aber das Erlebnis mit seiner ersten Frau war ihm eine Lehre gewesen. Er achtete jetzt darauf, mehr unterwegs zu sein - Brighton, Southampton, Bournemouth, Margate und andere Badeorte -, und er eröffnete in Bristol ein Geschäft für gebrauchte Möbel, das ihm als Ausgangspunkt für seine Operationen dienen sollte.

Er war vierzig, als er seinen ersten Mord verübte, den an Bessie Mundy. Sie besaß ein Vermögen von 2500 Pfund, das von einem Onkel treuhänderisch verwaltet wurde. Smith stellte fest, daß er, ihr »Ehemann«, an diesen Betrag nur herankam, wenn sie starb und ihm zuvor das Geld vermachte. Was blieb ihm also übrig, als sie umzubringen? Nichts in seiner Biographie deutet darauf hin, daß dieser Mord ein psychologischer Wendepunkt für ihn war. Er befand sich wohl eher in der Situation eines Mannes, der zufällig eine neue Möglichkeit entdeckt hatte, um ein altes Problem zu lösen. Bei den folgenden Mordfällen gab es keine Probleme mit Treuhandvermögen. Er heiratete die jeweilige Frau, schloß eine Lebensversicherung für sie ab, vergewisserte sich, daß er in ihrem Testament als Alleinerbe eingesetzt war, und tötete sie dann. Wie weit er am Tod dieser Frauen gefühlsmäßig beteiligt war, geht aus einer Bemerkung hervor, die er nach dem ersten Mord machte. Noch während er den trauernden Ehemann spielte, dem der plötzliche Verlust zu schaffen machte, gratulierte er sich selbst. »Habe ich das nicht gut hingekriegt, daß sie ihr Testament geschrieben hat?« sagte er. Und die für den Mord verwendeten Badewannen brachte er zum Eisenwarenhändler zurück, ohne dafür zu bezahlen.   - (beg)

Beziehungen, soziale (2)

- Wiliam Mortensen

 

Gesellschaft

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme