Bankräuber-Legende  »Wie viele Banküberfälle waren es denn wirklich?«

»Hundertsiebenundzwanzig«, sagte Foley.

»Auch welche mehr als einmal?«

»Ein paar. Bei einer Bank in L. A. hab ich erst gemerkt, dass ich schon mal drin war, als ich an der Glasscheibe vor der Kassiererin stand und sie wiedererkannt hab, so ein hübsches schwarzes Mädchen, ihr Name stand am Schalter. Ich hab gemerkt, dass sie noch wusste, wer ich war. Ich sag: Monique, seien Sie so nett und wechseln mir den Zwanziger hier, in Ordnung?«

»Das hast du gesagt?«

»Ganz sanft. Monique...?«

»Und sie?«

»Sagt nichts und fängt an, mir die Scheine hinzublättern, Hunderter, Fünfziger, alle noch mit Banderole, sie sieht mich nicht an, ganz konzentriert. Ich denke, entweder hat sie nicht verstanden, was ich gesagt habe, oder sie hat den Alarm ausgelöst und zeigt mir das Geld, um mich aufzuhalten.«

»Hast du's genommen?«

»Hab mich irgendwie verpflichtet gefühlt. Wegen der Banderolen konnte man es auch leicht einstecken, in Taschen und Hemd stopfen. Ich hab gesagt: Danke für das Kleingeld, Monique.*

»Fand sie das witzig?«

»Sie hat nicht aufgeblickt. Ich hab ihr die Hand getätschelt.«

»Sie erschaudern lassen.«

»Dann zum Vorderausgang raus, vorher hab ich mich noch mal umgedreht und gesehen, dass sie mir hinterherguckt. Sah ganz ruhig aus, hat nicht geschrien, kein Theater gemacht. Weißt du, womit ich einen Augenblick lang gerechnet habe? Dass sie mir nachwinkt. Hat sie aber nicht. Ich bin mit zweiundfünfzigtausend raus. Danke, Monique. Aber hab ich das gestohlen, oder war's ein Geschenk? Ich werd's nie erfahren.«   - Elmore Leonard, Road dogs. Frankfurt am Main 2012

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