Ausfegen   Ausfegen lernte Senka schnell. Das war leicht und lustig.

Eule wählte einen Kaulbarsch aus - jemanden, der nicht gut aufpaßte - und überprüfte, ob er Geld bei sich hatte. Er ging ganz dicht an ihn ran, beschnupperte ihn und signalisierte den anderen mit einem Nicken: Ja, er hat eine Marie bei sich. Er selbst langte nie zu - dafür waren seine Finger nicht begabt.

Nun war Senka an der Reihe. Er mußte dafür sorgen, daß der Kaulbarsch das Maul aufsperrte und seine Taschen vergaß. Dafür gab es mehrere Methoden. Er konnte zum Beispiel eine Prügelei mit Eule anzetteln, bei so was bleiben die Leute gern stehen und gaffen. Oder er lief plötzlich mitten auf der Straße auf den Händen und zappelte dabei komisch mit den Beinen - das konnte er von klein auf. Das einfachste war, wenn er sich vor dem Kaulbarsch zu Boden warf, als wäre er fallsüchtig, und sehne: »Mir ist schlecht, Onkel (oder Tante, je nachdem). Ich sterbe!« Ein mitleidiger Mensch blieb auf jeden Fall stehen und sah nach dem Jungen, der sich am Boden krümmte, aber selbst wenn man an einen Hartherzigen geriet, der weiterging - auch der drehte sich um und schaute, aus schierer Neugier. Darauf wartete Procha nur. Schwupps, und die Sache war erledigt. Was dein Geld war, ist nun unser.   - Boris Akunin, Die Liebhaber des Todes. Berlin 2005

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