sien  Man spricht so gern vom Geheimnis Asiens, doch in gewissem Sinn sieht man das völlig falsch. Asien, das greise Land, ist mit den Jahrtausenden hart geworden, abgezehrt gleichsam, so daß das Gerippe hervortritt, und in mancher Hinsicht wird dort weniger verschleiert und mystifiziert als bei uns im Westen, wo die Probleme so hautnah und so wechselhaft sind. Die Rauschgifthändler, die Opiumhexen und Huren, die einst das anrüchige Leben dort ausmachten, sind längst in ihrer Funktion anerkannt und in fast so etwas wie einer sozialen Hierarchie fixiert. Zuzeiten ist ja ihr lasterhaftes Treiben eine ganz offizielle und geradezu religiöse Sache gewesen, wie etwa der Tempeltanz. Und so ist wohl der britische Schiffsoffizier, der da an der finsteren Kellertür vorbeigeht und sich plötzlich veranlaßt sieht stehenzubleiben, das größere, das eigentliche Geheimnis, weil er nämlich sich selbst ein Geheimnis ist. - G. K. Chesterton, in: Dorothy L. Sayers, Agatha Christie u.a. , Die letzte Fahrt des Admirals. Reinbek bei Hamburg 1987 (zuerst 1931)

Asien ⁽²⁾  Stundenlang konnte er seinem Herzen Luft machen mit Reden über die glorreiche Zukunft, der die verbündeten englischen und russischen Armeen entgegengingen, wenn sie erst einmal wie ihre Länder unauflöslich ein Herz und eine Seele sein würden, um die Zivilisation Asiens in Angriff zu nehmen. Das klang zwar nicht sehr wahrscheinlich, denn Asien wird sich schwerlich nach europäischem Muster zivilisieren lassen; es ist zu alt dazu! Eine Frau, die viele Liebhaber gehabt hat, kann man nicht bessern, und Asien war in früheren Zeiten unersättlich als galante Dame. In die Sonntagsschule wird sich Asien nicht schicken lassen, wird auch nicht lernen, Wahlzettel zur Hand zu nehmen statt Schwerter.   - Rudyard Kipling, Der Ausgelöschte. Nach (ki)