otenreißer
Bei Tisch wie auch bei anderen Gelegenheiten war Vespasian
sehr leutselig und überging manches mit einem Scherz. Denn er liebte es, Witze
zu machen, die zuweilen so albern und gemein waren, daß er sich selbst vor Zoten
nicht scheute. Dennoch gibt es auch einige vortreffliche Witzworte von ihm,
wie die folgenden: Der Konsular Mestrius Florus hatte ihn einmal darauf aufmerksam
gemacht, man dürfe nicht plostra, sondern müsse plaustra sagen.
Dafür nannte ihn Vespasian am folgenden Tage bei der Begrüßung Flaurus1.
Ein andermal schenkte er einer Frau, die sterblich in ihn verliebt zu sein vorgab,
nach genossener Gunst vierhunderttausend Sesterzen. Auf die Frage seines Kassenverwalters,
worunter er befehle, diese Summe in die Rechnungsbücher einzutragen, gab er
zur Antwort: "Für übergroße Liebe zu Vespasian."
Auch griechische Verse wußte er recht passend anzubringen. So wandte er z.
B. auf einen sehr hochgewachsenen und mit einem unmäßig großen Glied begabten
Mann den Homerischen Vers an:
Mächtig schreitet er aus und schwenkt die ragende Lanze.
- (
sue
)
1 Mestrius Florus, ein Freund Plutarchs und des damals
in Griechenland siegreichen Klassizismus, forderte für das Lateinische eine
Rückkehr zu Cicero, der es für eine Anpassung an den Geschmack des Pöbels erklart
hatte, daß sich Claudius nach seinem Übertritt zu den Plebejern Clodius nannte.
- Plaustra, Wagen - Flaurus (griech. Fremdwort), Nichtsnutz.