erwitterung Das Tal erweiterte sich plötzlich zu einem großen Rund in der Wildnis: dem Kessel, einer Art Amphitheater, das von Wänden aus Erde und bröckelnden Felsen gelbrötlicher Farbe umgeben war. Genau in der Mitte, auf der Höhe eines Geröllhügels, war ein schwarzes Loch: die Höhle des Drachen. »Da ist es«, sagte Longo. Sie hielten in geringer Entfernung, auf einer Steinterrasse, die einen vorzüglichen Beobachtungsposten bot, weil sie etwa zehn Meter höher als die Höhle und ihr fast gerade gegenüberlag. Die Terrasse hatte überdies den Vorteil, von unten aus unerklimmbar zu sein, denn die Wand fiel senkrecht vor ihr ab. Maria könnt sich dort in aller Sicherheit aufhalten.
Sie schwiegen und spitzten die Ohren. Man hörte nichts als das unermeßliche
Schweigen der Berge, das manchmal vom Kollern sich lösender Steine unterbrochen
wurde. Links, dann rechts, brach ein Erdvorsprung plötzlich ab, kleine Steinchen
rieselten in feinen Strömen herab, die langsam versickerten.
So schien das Gesicht der Landschaft unaufhörlich zu verwittern; Berge, die
Gott verlassen hatte, die sich Stück für Stück auflösten.
- Dino Buzzati, Das Haus mit den sieben Stockwerken. Frankfurt a.
M. / Berlin 1986
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