ür, offene »Durch diese Tür verließ — heute genau vor drei Jahren — der Mann meiner Tante mit ihren beiden jüngeren Brüdern das Haus, um wie üblich auf die Jagd zu gehen. Sie kehrten nie mehr zurück. Als sie zu der Stelle im Moor gehen wollten, die für die Schnepfenjagd am günstigsten ist, und dabei das Moor überquerten, versanken sie im Sumpf. Vielleicht erinnern Sie sich noch an jenen schrecklich verregneten Sommer; und durch die große Feuchtigkeit gaben einzelne, sonst absolut sichere Stellen im Moor plötzlich unter den Füßen nach, ohne daß man es ihnen ansehen konnte. Ihre Leichen wurden nie gefunden — das war das Schrecklichste.« Bei diesen Worten verlor die Stimme des Mädchens ihre Selbstsicherheit und bebte vor Grauen. »Meine arme Tante glaubt immer noch ganz fest, daß sie eines Tages doch zurückkommen werden — die drei Männer und der kleine braune Spaniel, der mit ihnen verschwand — und daß sie dann wie immer durch diese Tür hereinkommen. Deshalb bleibt die Tür - Abend für Abend - weit offen, bis es dunkel ist. Die arme geliebte Tante; wie oft hat sie mir dies alles schon erzählt. Ihr Mann trug einen weißen Regenmantel über dem Arm, und Ronnie, ihr jüngster Bruder, sang noch laut:
Aber Bertie, warum hüpfst du so?
- Saki, Die offene Tür. Zürich
1973
Tür, offene (2)
Tür, offene (3) Die Wohnungstür ist offen geblieben, denn seitdem Baratto stumm geworden ist kann er, so sieht es aus, geschlossene Türen nicht mehr vertragen. Daher betreten jetzt zwei Männer ohne weiteres die Wohnung, bleiben stehen und sehen sich im Wohnzimmer um.
Einer von ihnen ist ein Gewichtheber, der an den Weltmeisterschaften teilnimmt;
dieser Mann hat in letzter Zeit auf einmal Angst vor dem Tod bekommen, und das
erzählt er nun überall herum, und heute ist er hierher gekommen, um es Baratto
zu erzählen. Der andere ist ein kleines mageres Männchen mit einem blatternarbigen
Gesicht, ein Deutschlehrer, der dem Gewichtheber auf Schritt und Tritt folgt
und ihm Ratschläge erteilt; er nennt sich Professor
Crone und ist auch ein Medium. - Gianni Celati, Der wahre Schein. Berlin o. J. (zuerst 1987)
Tür, offene (4)
Tür, offene (5)
Tür, offene (6)
- Milo Manara
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