otenflecken  Nach dem Herztod beschleunigt sich das Absinken des Blutes. Es sammelt sich in den feinen Blutgefäßen der Haut, und zwar immer an der Unterseite des Leichnams. Die Totenflecken sind zunächst noch klein und von hellroter Farbe. Allmählich verbinden sie sich zu größeren Bereichen. Wenn einzelne Äderchen das Blut nicht mehr aufnehmen können, kommt es zu kleineren, etwa reiskorngroßen Blutungen unter der Hautoberfläche, die man Vibex (Mehrzahl: Vibices) nennt.

Zunächst enthält das Blut noch Sauerstoff, deshalb die rötliche Farbe. Doch dieser wird relativ schnell verbraucht. Die Totenflecken nehmen dann eine blauviolette Farbe an. Allerdings gibt es Ausnahmen: Befindet sich die Leiche in einer kalten Umgebung, kann Sauerstoff in die Haut eindringen und die Umfärbung aufhalten.

Hellrot bleiben die Totenflecken ebenfalls, wenn das Opfer eine Kohlenmonoxid-Vergiftung hat. Das geruchlose Gas, das zum Beispiel aus defekten Öfen austreten kann, wird von den roten Blutkörperchen bevorzugt aufgenommen, sodass der Mensch erstickt, obwohl eigentlich noch genug atembarer Sauerstoff in der Luft vorhanden wäre.

Falls sich keine Quelle für Kohlenmonoxid in der Umgebung findet und auch die Umgebung nicht besonders kalt ist, könnte eine Vergiftung mit Blausäureverbindungen (Cyaniden) oder Natriumfluoracetat vorliegen. Die Giftigkeit der Blausäure sollte Krimilesern bekannt sein – nur das Klischee des Bittermandelgeruchs passt nicht, denn die meisten Menschen können den angeblichen Bittermandelgeruch gar nicht wahrnehmen.

Das farb- und geruchlose sowie leicht wasserlösliche Natriumfluoracetat hingegen ist unter Krimiautoren noch ein Geheimtipp, ist es doch nur in Pflanzenarten der südlichen Halbkugel enthalten (dort auch teilweise als Schädlungsbekämpfungsmittel zugelassen) und gleichzeitig hoch giftig. Die Vergiftung kann bereits durch Hautkontakt oder Einatmen erfolgen. Die tödliche Dosis liegt beim Menschen bei 5 bis 10 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Eine Behandlung ist so gut wie unmöglich, der Tod tritt binnen weniger Stunden ein. Fische sind für Natriumfluoracetat übrigens weitgehend unempfindlich. Ein Aquarien-Liebhaber könnte also durchaus bei der Reinigung des Fischbehälters umkommen, während seine beschuppten Haustiere quicklebendig ihre Bahnen ziehen.

Wenn die Totenflecken weder blauviolett noch hellrot sind, sind ebenfalls Vergiftungen die Ursache. Natriumchlorat sowie Nitrate und Nitrite (Salze der Salpeter-Säure beziehungsweise der Salpetrigen Säure) geben den Flecken eine bräunliche Färbung. Natriumchlorat fand sich früher in Pflanzenschutzmitteln, ist dort jedoch nicht mehr zugelassen. Falls Ihnen in einem Krimi je eine Stewardess als Mörderin oder Verdächtige begegnet, könnte diese Natriumchlorat aus den Sauerstoffgeneratoren gewonnen haben, die im Notfall die Atemmasken der Passagiere mit Luft versorgen.

Eine grüne Färbung der Totenflecke schließlich deutet auf eine Vergiftung mit Schwefelwasserstoff hin. Der typische Geruch nach fauligen Eiern verhindert zwar, dass das Opfer unbemerkt damit in Kontakt gekommen sein kann. Allerdings betäubt Schwefelwasserstoff auch die Geruchsnerven, so dass man eine Erhöhung seiner Konzentration in gefährliche Bereiche nicht mehr wahrnimmt. - Matthias Matting, Telepolis vom 09.09.2013

 

Fleck Tote

 

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