odeskuß DL, die schon gesehen hatte, daß es nicht Frenesi war, ließ sich neben ihr auf ein Knie nieder, und das Mädchen schrie auf, wich vor der schwarzen Erscheinung zurück und bedeckte die Brüste mit den Händen. «Ich würde ja gerne» - DL lächelte untee ihrer Maske -, «aber ich bin ein bißchen in Eile, vielleicht konntes du mir einfach sagen, wo sie ist.»
Das Mädchen starrte sie an, mit halboffenem Mund, die feuchter Finger an den Hals gelegt. «Sie haben sie ins Büro gebracht.» Das war ganz in der Nähe, im Verwaltungsgebäude. Ob es schwer war da hineinzukommen? Allerdings. Auf DLs gutes Zureden entspannte sich das Mädchen, ließ die Hände in den Schoß sinken unc erzählte.
Und wieder verstieß DL gegen den Kodex. Sie nahm das schmale Gesicht in ihre Hände. «Und du liegst hier und holst dir einen runter, weil du sie liebst, seh ich das richtig?»
Ihre Arme und Handgelenke wurden steif, sie wendete ihr errötendes Gesicht ab und sagte: «Ich halte es ohne sie nicht aus..., ich glaube, ich sterbe.» In der nachtblauen Dunkelheit suchte sie DLs Blick.
Bevor sie reagieren konnte, beugte DL sich vor, hob die Sturmhaube, küßte
sie auf den offenen Mund, brauchte nicht lange zu warten, bis die unglückliche
kleine Zunge vorschnellte. DL gab ihr eine
kleine Kostprobe des Kunoichi-Todeskusses, der eigentlich nur eine Situation
schafft, in der eine Nadel in den Hirnstamm des Geküßten gestoßen wird, hier
jedoch bloß ein schalkhaftes Spielchen war, durch das sie ihr Opfer dazu bringen
wollte, noch einmal über seine Situation nachzudenken... Spanische Gitarrenklänge
im Ohr, streifte DL dem Mädchen das Hemd ab und zeichnete mit dem schwarzbehandschuhten
Finger ein großes Z über, zwischen und unter ihren Brüsten. «Hasta la próxima,
querida mia», und weg war sie, ab über den Balkon der Senorita, und trat
genau zwischen zwei Wachen, die ihre Runden machten, ins Freie: ungesehen, ungehört,
aber vielleicht - wer konnte das wissen ? - nicht ungerochen. -
Thomas Pynchon, Vineland. Reinbek bei Hamburg 2015
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