ternenphotographie   Humason nahm Sandage mit auf den Palomar zum 5-Meter-Teleskop. Sandage und Humason gingen durch einen Säulengang in das Erdgeschoß der Kuppel. Sie betraten einen riesigen Raum, der aussah wie ein Warenlager, überall Berge von Stahl, Ölkanister und Gabelstapler. Ein Stockwerk höher kamen sie dann zum Teleskop; grau gestrichen wie ein Schlachtschiff füllte es in dem ewigen Dämmerlicht die wabenartige Kuppel aus. Besonders auffällig war ein dickes, stählernes Hufeisen von der Größe eines Tennisplatzes, in dem sich der 5-Meter-Hohlspiegel, fünfzehn Tonnen Glas, langsam drehte wie ein Kind in einer Schaukel. Das Gerippe des Tubus zeigte nach oben zur Kuppel. An seinem oberen Ende hing ungefähr in der Mitte des gewölbten Raumes auf halbem Weg zwischen dem Himmel und dem harten Beton ein kleiner Käfig aus Drahtgeflecht, der an den Passagierkorb eines Heißluftballons erinnerte: der Beobachterkäfig am Primärfokus. Humason bedeutete Sandage, daß der Käfig da oben ihr Ziel sei.

Sie stiegen mehrere Treppen hinauf und fuhren mit Fahrstühlen vorbei an der Bibliothek und den Dunkelkammern, der Küche, dem Kontrollraum und Büros, die rings um den riesigen Innenraum der Kuppel angeordnet waren, zu einer Laufplanke. Von dort gingen sie eine Rampe hinauf und kletterten in einen Korb von der Art, wie ihn Kirschpflücker benutzen. Humason setzte den Korb in Bewegung, und mit einem Quietschen, das durch die gewältige Kuppel hallte, fuhren sie durch den leeren Raum zum Beobachterkäfig hinauf; in dem großen Spiegel unter ihnen sahen sie ihr Bild wie in einem Rasierspiegel. Sie kletterten über ein Geländer und drängten sich zwischen rotbeleuchteten Instrumenten und dem hohlen Pfeiler mit dem Lichtstrahl, der von dem großen Spiegel zum Fokus heraufkam, in den Käfig. Sandage erinnerte sich später, daß das sogenannte »seeing« - der astronomische Fachausdruck für die Abbildungsqualität der Sterne auf der Fotoplatte, die .durch Turbulenzen in der Atmosphäre beeinträchtigt wird - ausgesprochen gut war.  - Dennis Overbye, Das Echo des Urknalls. München 1993