Sternenklassifikation   Die Signalfeuer des Universums wiesen eine verblüffende Vielfalt auf: blaue Sterne, rote Sterne, gelbe, schlammfarbene, weiße, grüne, orangefarbene. Es gab helle Sterne, schwache Sterne, Doppelsterne, dreifache und vierfache Sterne, Sterne in ungeordneten Haufen, die durch Staub und Gas hindurch glitzerten, und große Wolken von Sternen, die in Galaxien und Kugelsternhaufen so eng zusammengedrängt waren, daß ihr Leuchten zu einem einförmigen Lichtbrei verschmolz. Einige Sterne waren kaum größer als die Erde, andere hätten eine Million Sonnen in sich aufnehmen können. Und doch gab es in dem scheinbaren Chaos am Himmel eine geheime Ordnung, dort regierte nicht der Zufall.

Die ersten Hinweise auf eine geheime Ordnung waren Ende des vergangenen Jahrhunderts aufgetaucht. Damals stellten Astronomen fest, daß^die Farbe oder die Spektralklasse_eines_Sterns Rückschlüsse darauf erlaubt, was für eine Temperatur auf seiner Oberfläche herscht, der äußersten Schicht des kochenden Gases.

Im Jahr 1910 kamen die Astronomen Ejnar Hertzsprung und Henry Norris Russell unabhängig voneinander auf die Idee, die Größen der Sterne bezogen auf ihre Farbe oder Temperatur graphisch darzustellen. Als sie die scheinbare Helligkeit der Sterne* korrigierten, um die durch die unterschiedlichen Entfernungen hervorgerufenen Abweichungen auszugleichen (oder eine ganze Reihe von Sternen in derselben Entfernung, etwa in einem Haufen, betrachteten), ergab sich eine einfache Relation: Je heißer ein Stern war, desto heller leuchtete er. Auf der Darstellung formierte sich die große Mehrzahl der Sterne auf einer leicht gewölbten Linie, der sogenannnten Hauptreihe. Die Sonne, ein gelber Zwerg mit einer Oberflächentemperatur von rund fünftausendfünfhundert Grad Celsius, liegt genau in der Mitte der Hauptreihe. Am unteren Ende versammeln sich die dunklen Sterne von dühkelroter Farbe. Das andere Extrem bilden die Blauen Riesen - zehnmal so heiß und viele tausend Male heller als die Sonne.

Aber was bedeutete die Hauptreihe nun genau? Das war die brennende Frage der Astronomie.

Zu Anfang dieses Jahrhunderts glaubte man, die Hauptreihe stelle den Lebensweg eines Sterns dar. Wie Funken an einer Zündschnur fräßen sich die Sterne brennend ihren Weg an der Hauptreihe entlang. Sie begännen blau und leuchtend am oberen Ende und endeten kalt und schwach am unteren Ende. Wie Athleten hätten sie ihre Glanzzeiten in der Jugend und ließen dann nach. Diese Theorie blieb vage, denn die Astronomen hatten keine Vorstellung, wie die Sterne diese gigantischen Mengen an Energie produzierten. Überdies zierten noch andere Rätsel das sogenannte Hertzsprung-Russell-Diagramm: ungewöhnliche Anhäufungen von Sternen mit ungewöhnlichen Eigenschaften wie rote Sterne, die überdies auch noch sehr hell strahlten - sogenannte »Überriesen« -, und blaue, sehr schwach leuchtende Sterne. Was hatte es mit ihnen auf sich? In welcher Beziehung standen sie zu den Sternen der Hauptreihe? Was war die Hauptreihe? Die Astronomen benutzten das Diagramm als diagnostisches Werkzeug. Sie konnten jeden neuen Sternhaufen in das Diagramm einzeichnen und feststellen, daß dieser oder jener Teil des Musters fehlte, daß es in einem Haufen beispielsweise keine hellen blauen Sterne gab. Doch was all das bedeutete, wußten sie nicht. Das Hertzsprung-Russell-Diagramm war eine Art Hieroglyphe.  - Dennis Overbye, Das Echo des Urknalls. München 1993

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