teinwald
„Ahoi!" Ich hob die Arme, ich rief laut. Aber der winkende
Mann war nur ein schwarzer Steinblock. Die Wüste begann zu leben. Ich wollte
den schlafenden Beduinen wecken, und er wurde zum Baumstamm. Ein Baumstamm?
Das überraschte mich, und ich bückte mich danach, um mich selbst davon zu überzeugen.
Ich griff nach einem der Äste, um ihn aufzuheben. Er war von Stein! Ich richtete
mich auf und sah mich um: überall erblickte ich schwarze Steinbäume. Ein vorsintflutlicher
Wald bedeckte den Boden mit seinen geknickten Schäften. Vor hunderttausend Jahren
war sein gewölbter Dom unter einem Orkan des Weltwerdens niedergestürzt. Tausend
Jahrhunderte hatten diese Säulenstümpfe bis zu mir gewälzt, riesig, geglättet
wie Stahl, versteinert, verglast und tintenschwarz. Noch erkannte ich die Astknoten
und konnte die Jahresringe zählen. Einst war dieser Wald von Vögeln und Tönen
erfüllt gewesen. Aber ein Fluch hatte ihn getroffen und zu Salzsäulen erstarren
lassen. Mich durchschauerte die Feindseligkeit dieser Landschaft. AU dies Trümmerzeug
wollte nichts von mir wissen. Es war noch schwärzer als die eisernen Hügel vom
Tage zuvor. Hier hatte ich nichts zu suchen, ein Lebender unter Steinen; mein
Körper sollte sich auflösen, diese Bäume aber gehörten der Ewigkeit. - Antoine de Saint-Exupéry, Wind, Sand und Sterne.
Düsseldorf 1976 (zuerst 1939)
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