Steintanz  Ich saß auf meinem Steine und blickte mich immer wieder um. Es war, als säße ich auf einem Turm inmitten einer großen leeren Stadt, denn unter mir waren nur die grauen Felsen. Ihre genaue Gestalt konnte ich nicht mehr erkennen, doch ich sah, daß sie eine riesige Fläche bedeckten. Als ich sie eine Weile so angestarrt hatte, schienen sie sich zu Mustern, Formen und Figuren anzuordnen. Ich wußte, das war unmöglich, denn viele von ihnen kamen ja direkt aus der Erde und waren also verbunden mit den tiefen unterirdischen Gesteinsschichten; ich sah also noch einmal hin, doch wieder erblickte ich Kreise, kleine Kreise eingepaßt in größere, Pyramiden, Halbkreise und Spiralen, und all diese Figuren schienen sich um die Stelle zu drehen, an der ich saß. Je genauer ich hinsah, desto genauer erkannte ich die großen steinernen Ringe, die nach außen zu immer größer wurden. Je länger ich hinsah, desto rascher schienen sie sich zu bewegen und zu rotieren wie ein großes Schwungrad, und ich selber, die ich in der Mitte saß, schien mich mitzudrehen. Mir wurde ganz schwindlig und sonderbar, die Figuren begannen zu verschwimmen und undeutlicher zu werden, kleine blaue, leuchtende Pünktchen tanzten vor meinen Augen, und nun schienen auch die einzelnen Steine zu springen, zu tanzen und sich zu verrenken, während alles sich in großen Kreisen Immer schneller um mich drehte. Ich fürchtete mich wieder und schrie laut auf; ich sprang auf von dem Stein, auf dem ich gesessen hatte, und fiel sofort hin. Als ich mich wieder aufraffte, war ich froh, daß alles wieder stillzustehen schien.  - Arthur Machen, Die weißen Gestalten, in: A.M., Die leuchtende Pyramide. Frankfurt am Main 1982
 
 

Stein Tanzen

 

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