eriosophie Da „das ganze Universum und alles Geschaffene in Serien angeordnet ist“, müsse endlich damit begonnen werden, auch das soziale Leben nach Serien zu organisieren. Die „Serie“ bezeichnet eine Kombination, in der sich die Leidenschaften und die Menschen, zu denen sie gehören, optimal zu sozialen Einheiten verbinden. Auch wenn Fourier den Begriff vielfältig einsetzt, ist sie doch zuallererst ein Prinzip der Arbeitsorganisation:
Seine Kunst der Serie, auch als „Seriosophie“ bezeichnet, legt die Parameter fest, nach denen unter Maßgabe einer Einheit von Arbeit und Leidenschaft optimale Arbeitsergebnisse zu erzielen sind. Gemäß ihren Neigungen und Affinitäten werden Gruppen von etwa 3 bis 7 Personen gebildet, die dann zu Serien kombiniert werden. Ein berühmtes Beispiel ist die Serie der Birnenzüchter.
[Serie der Birnenzüchter: „Ihrer Vorliebe für eine bestimmte Birnensorte gemäß schließen sich 32 Gruppen von Männern und Frauen zu 7 Einheiten zusammen, die nach je einer Birnensorte benannt sind. Diese Einheiten bilden die Elemente der Serie, dieser im Verhältnis zur Gruppe größeren und diversifizierten Arbeits- und Lebensgemeinschaft. Typographisch ist eine Kurve angedeutet: Die Reihe steigt zu einem Zentrumsbereich auf, der die beliebtesten Birnen (Butterbirnen) kultiviert und entsprechend mehr Gruppen als die anderen vereint, und fällt dann symmetrisch wieder ab, bis zur kleinen ‚Nachhut‘, die sich Mispeln und weichen Hybriden widmet.“ Nach Christine Blättler: „‚Alles ist Vorwand für die Zahl.‘ Charles Fouriers Kunst des Kalküls“, in: Carolyne Welsh / Stefan Willer (Hg.), „Interesse für bedingtes Wissen“, München / Paderborn 2008,]
„Serien der Leidenschaften oder progressive Serien“ sollen „in allen
Punkten den geometrischen Reihen analog“ sein und deren Eigenschaften teilen.
Überzeugt, damit jenes mathematische Prinzip gefunden zu haben, das die Gesellschaft
ebenso bestimmt wie das Universum und: Bewegungen vom einen in den anderen Bereich
‚übersetzen‘ kann, bildet die Fourier’sche Seriosophie zugleich eine universale
Zahlen- und Harmonielehre, in der frühneuzeitliche Kosmologien, esoterische
Zahlenmystik und zeitgenössische Mathematik gleichermaßen ‚anklingen‘ und eine
eigenartige Verbindung eingehen. Als Wissenschaft vom Sozialen macht sie den
Schritt von der mathematischen Kosmologie zur sozialen Ästhetik. -
Charles Fourier, Theorie der vier Bewegungen und der allgemeinen Bestimmungen,
Hg. Theodor W. Adorno. Frankfurt a. M. / Wien 1966 (zuerst 1808). Nach:
Eva Johach, Universale Analogien und passionelle Serien.
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