chuhfabrikant
Ivo Hungerbühler hatte vor vier Jahrzehnten seine Schuhfabrik im
Sankt-Gallischen verkauft und war der einzige gewesen, der im Dorf eine Villa
gebaut hatte, die sich nur schwer ins Tal einfügte. Den Schuhfabrikanten hielten
alle für verrückt, wer zog schon in dieses Dorf und baute sich eine Villa. Daß
er verrückt war, zeigte sich nach der Einweihung des Hauses, die sehr harmonisch
verlief, sah man von der Tatsache ab, daß Frau Babette Hungerbühler ihrem Gatten
eine Szene machte, als er mit der Zigarette ein Loch in den alten Kirman brannte.
Sie sagte vor allen Gästen zu ihm: »Aber, aber, Vati.« Kaum hatten sich die
letzten Gäste verzogen, knüpfte er seine Frau und dann sich am Sturz der Türe
auf, die vom Salon in den Garten führte. Ein Gast, der seinen Autoschlüssel
vergessen hatte, kehrte zurück und schnitt die beiden ab. Der Schuhfabrikant
war tot, wobei der Arzt freilich meinte, Ivo Hungerbühler habe sich erst beim
Herunterfallen das Genick gebrochen, während die Witwe zwar noch lebte, aber
nicht mehr reden konnte. - Friedrich Dürrenmatt, Durcheinandertal. Zürich
1998
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