chlachtplan
Wir traten ein. Im Vorraum stand dampfend über einem offenen Birkenholzfeuer
der Milchkessel. Wir gingen weiter, durch eine schmale Tür in die eigentliche
Wohnstube. Es standen Käse ringsum auf den Borten. Es war nur auf einer der
zwei Pritschen ein Bett hergerichtet. Es war ein gutes Bett mit vielen bunt
und großfigurig bemusterten Decken darüber. Das Kopfende wurde durch ein sehr
massiges, mit weißem Linnen überzogenes Kissen bezeichnet. »Merk dir die Stellung«,
sagte Haakon zu mir, »zum Fenster hin liegt sie mit dem Kopf.« Er stellte noch,
wie mit großer Wichtigkeit, fest, daß die Mauern meterdick aus mit Mörtel verfugten
Blöcken bestanden, die im Innern des Hauses verputzt waren. »Es wird kein Schrei
hindurchdringen«, sagte er. Es war sehr warm in der Stube. Der Geruch darinnen
war stark. Nach Käse, brenzlich von den abirrenden Schwaden des Feuers, nach
dicksträhnigem Haupthaar eines Menschen. Wir schlichen vorsichtig wieder hinaus,
legten uns in den Busch, verzehrten einige Butterbrote. Haakon gab mir Verhaltungsmaßregeln.
»Du hast nur einen Griff zu tun, sie an den Schultern zu packen und niederzuhalten.
Wenn dich ihre Hände belästigen, bezwinge sie daran. Hüte dich davor, daß sie
dich nicht mit den Zähnen erreicht.« - Hans Henny Jahnn, Perrudja. Frankfurt am Main
1966 (zuerst 1929)
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