Religionskrieg   Die Evangelische aus Junkeracker hatte Tilde Matern, die damals noch keine Großmutter, eher rüstig und lautstark gewesen war, zuerst aus der Küche getrieben, sich dann auf der Diele breitgemacht und putzte nun auf Fronleichnam die Fensterscheiben. Als Stine ihre Schwiegermutter aus den Stallungen vertrieb, ging es zwischen den Hühnern, die dabei Federn verloren, zum erstenmal handfest zu: mit Futterschüsseln schlugen die Frauen aufeinander ein.

Das muß sich, zählt Brauxel nach, im Jahre neunzehnhundertfünf zugetragen haben; denn als zwei Jahre später Stine Matern, geborene Stange, noch immer nicht nach grünen Äpfeln und sauren Gurken verlangte und ihre Tage unerschütterlich nach dem Kalender bekam, sagte Tilde Matern zu ihrer Schwiegertochter, die mit verschränktem Armzeug vor ihr in der Hängestube stand: «Daas hab ech mä emmer schon jedacht, daas de Evengjeischen em Loch drinn dem Deikert sain Mäuschen harn. Ond daas knabbert alle wech, daas mischt nech mecht rauskommen. Daas stänkt bloos!»

Es kam nach diesen Worten zu einem mit hölzernen Kochlöffeln ausgetragenen Religionskrieg, der für die Katholsche im Stuhl endete: denn jener eichene Lehnstuhl, der vor dem Fenster, zwischen Kachelofen und Betschemelchen stand, fing eine vom Schlag gerührte Tilde Matern auf. Seit neun Jahren saß sie nun in diesem Gestühl, wenn sie nicht vom Lorchen und den Mägden, der Reinlichkeit wegen, für die Dauer eines Bedürfnisses weggehoben wurde.  - (hundej)

Religion Krieg


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