Prima Er wandte mir seine metallisch blauen Augen zu und sagte: »Wie geht's uns denn?«

»Prima.«

»Gefällt Ihnen unser Gefängnis?«

»Bin prima Gefängnis.«

»Captain Webber wünscht Sie zu sprechen.«

»Das ist prima.«

»Kennen Sie denn kein anderes Wort als prima?«

»Im Augenblick nicht«, sagte ich. »Und hier nicht.«

»Sie hinken ja ein wenig«, sagte er. »Sind Sie über was gestolpert?«

»Ja«, sagte ich, »ich bin über einen Gummiknüppel gestolpert. Er ist hochgesprungen und hat mich von hinten ins linke Knie gebissen.«

»Das ist sehr bedauerlich«, sagte Degarmo mit leerem Blick. »Haben Sie Ihre Sachen wiederbekommen?«

»Ich hab alles«, sagte ich. »Man hatte sie mir gar nicht abgenommen.«

 »Na, das ist ja prima«, sagte er.

»Sie haben recht«, sagte ich, »es ist prima.« Der Beamte hinter dem Schalter hob seinen zottigen Kopf und sah uns beide lange an. »Sie sollten Cooneys kleine irische Nase sehen«, sagte er, »wenn Sie was sehen wollen, was wirklich prima ist. Sie ist über sein Gesicht gebreitet wie Sirup über einen Pfannkuchen.«

Degarmo sagte geistesabwesend: »Was ist denn passiert? Hat's 'ne Schlägerei gegeben?«

»Nicht daß ich wüßte«, sagte der Beamte. »Vielleicht war's derselbe Gummiknüppel, der ihn angesprungen und gebissen hat.«

»Für einen Sergeant auf der Schreibstube quatschen Sie verdammt viel«, sagte Degarmo.

»Ein Sergeant mit Schreibstubenarbeit quatscht immer gottverdammt zu viel«, sagte der Sergeant. »Vielleicht hat er's deshalb nicht zum Lieutenant bei der Mordkommission gebracht.«

»Sie sehen, wie wir hier sind,« sagte Degarmo. »Eine einzige große glückliche Familie.«   - Raymond Chandler, Die Tote im See. Zürich 1976 (zuerst 1943)

 

Lob

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme