Periode, männliche   Die Grundbehauptung von Wilhelm Fließ besagt, daß der Mann ebenso bestimmte Lebensperioden hat wie die Frau; bei der Frau seien es im Regelfalle 28, beim Manne 23 Tage, und beide Perioden könnten miteinander abwechseln. Er zieht praktische Folgerungen: Auch der Mann sei in seinen »kritischen Tagen« ebenso unsicher und schwach und solle ebensowenig Wichtiges und Schweres unternehmen wie die Frau während ihrer Menses.

Man horcht gespannt auf. Dagegen spricht höchstens, daß eine so elementare Sache durch die Jahrtausende unentdeckt geblieben sein sollte; daß selbst Fließ keinen Mythus, keine Sage, kein Märchen, kurz keine überlieferte Ahnung anführen kann, die für das Gesetz spräche. Dafür spricht, daß beide, Mann und Frau, Menschen sind; daß irgendwo, auch im Ablauf ihres äußeren Lebens, eine Verknüpfung, ein Äquivalent zu den weiblichen Menses durchaus denkbar ist. Man nimmt also das Buch gespannt in die Hand und folgt, durchaus geneigt, etwas Neues und Grundlegendes zu erfahren, den Ausführungen. Wenn etwa Goethes und Bismarcks Lebenslänge und sogar noch ihr Unterschied auf Produkte aus 23 und 28 zurückgeführt werden, dann wartet man aufmerksam, was nun weiter kommt. Wenn aber noch auf den gleichen Seiten so komplizierte Zahlenbildungen auftauchen wie  ,  wenn ferner noch das halbe oder ganze Jahr hinzugenommen wird, wenn dann noch die Differenz aus 28 und 23, die Zahl 5 und die Summe aus beiden, die Zahl 51, besondere Bedeutung erhalten, so wird nur noch der Mathematiker entscheiden können, ob und inwieweit es möglich ist, in jeder beliebigen Zahl diese magischen Zahlen wieder auftauchen zu lassen. Wenn sich aber dann der Verfasser noch die Freiheit nimmt, nach Bedarf je die Zahl 1 zuzusetzen oder abzuziehen und mit den so gewonnenen Summen, Differenzen, Produkten, Quotienten und Potenzen (Wurzeln sind das einzige, was, soweit ich sehe, nicht vorkommt) weiter zu rechnen, dann dürfte nicht nur die Biologie, sondern auch die Exaktheit einigermaßen in die Brüche gegangen sein.   - Carl Christian Bry, Verkappte Religionen. Nördlingen 1988  (Greno 10 | 20, zuerst 1924)

 

Wiederholung Männlichkeit Wiederholung

 

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