ennerbegräbnis Alle, bis auf Silke, stehn ums Loch. Die Träger schmeißen den Sarg hinab, verziehen sich zur Brotzeit hinter die Platanen. Der katholische Pfarrer ist jung und schütter-blond, ein schma(gesichtiges Nickelbrillenhakennasenexemplar. Nahezu niemand trägt Schwarz. Außer selbstverständlich dem P/arrer. Und Rudi.
Dem hat (was sonst oft Karl übernahm, seit die Zivistelle gestrichen wurde) Gustav in der Früh beim Anziehen geholfen. Jetzt läuft Rudi (als noch sehr sehr junger Mensch Mitläufer der Wajfen-SS) statt im Admiralsjackett in seiner alten Uniformjacke durch die Landschaft. Mit Totenkopf und Siegrunen. Klasse. Keiner traut sichs ihm zu sagen. Selbst der P/arrer glotzt nur, verunsichert, und schweigt. Gustav hat ne Mordsgaudi.
Gustav: 'n Arsch isser gewesen!
Martina: Red nicht schlecht über die Toten.
Gustav:
Und was für ein Arsch der gewesen ist.
Pfarrer: Ich darf doch bitten. Haben
Sie keinen Respekt? Und eine Fahne haben Sie ...
Gustav: Sie sülzen doch
auch bloß rum und wissen nix.
Rudolf: Er macht nur seinen Job.
Pfarrer:
Danke.
Karo: He, da kommt Hagen. HUU!
Pfarrer: Kann ich bitte anfangen?
Karo: Wer bezahlt Sie eigentlich?
Pfarrer: Das muß ich nicht beantworten.
Karo: Karl hatte doch keine Verwandten.
Rudolf: Das ist im Paket von
der Sterbeversicherung mit drin.
Gustav: Er hatte ne Sterbe-Versicherung?
Glaub ich nicht!
Walburga: Ich vermiß ihn. Auch wenn er oft gemein gewesen
ist.
Gustav: Geizig war er.
Martina: Das stimmt schon. Und mißtrauisch.
Ich: Und ein fieser Satanist. Wenn der einen Kater gehabt hat, schlachtete
er eine Katze und fraß die frische Leber. Eingelegt in Racke Rauchzart.
Pfarrer:
Sie reden hier an einem Grab! Und solchen Unsinn.
Ich: Bin ja sonst kein
Denunziant, aber ich dachte, das interessiert Sie.
Pfarrer: Wenn dieser Platz
entwürdigt wird, löse ich die Versammlung auf
Gustav: Solltense vorsichtig
sein, mit Lokalverbot und so. Kann ins Auge gehn. Ist Karl das beste Beispiel
für.
Walburga: Ich hab den Kranz gestohlen, Herr Pfarrer. Wird mir vergeben
werden?
Pfarrer: Sie haben was?
Walburga: Den Kranz hier. Hab ihn von
da hinten. Möchr ich gern dem Karl mitgeben, weil da hinten lagen so viel Kränze,
und von uns hat keiner einen.
Pfarrer: (Entgeistert. Hilflos.) Sind unter
den Anwesenden Angehörige?
Martina: Der Karl und ich - wir hätten uns beinah
verlobt.
Rudolf: Davon träumst du aber bloß.
Martina: Das hätt ich schon
geschafft.
Ich: Kommt Silke nicht?
Gustav: Ein Arsch war er, der Karl.
Rudolf:
Und ein mieser Verlierer. Betrogen hat er mich. Es wird schon dunkel, hat er
gesagt, und seine Stellung war total hinüber, es wird schon dunkel, ich kann
gar nichts mehr erkennen, ja, was hätt da ich erst sagen sollen? Na gut, hab
ich gesagt, ich hab die Stellung im Kopf, morgen spielen wir weiter, und am
nächsten Morgen dann hat er rumgezickt! Hat gestritten! Wegen fünf Mark.
Karo:
Wer erbt da eigentlich?
Walburga: Laßt doch den Herrn Pfarrer endlich sprechen.
Der ist so jung und weiß gar nichts vom Karl, und wurscht ist es ihm auch.
Pfarrer
(in ständiger Auflösung begriffen): Danke. Innigsten Dank.
Liebe Trauergemeinde
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Gustav: Sülz schwafel sabbel blabla ...
Pfarrer: Ich verbitte mir Ihre
Kommentare! - Helmut Krausser, Schweine und
Elefanten. Reinbek bei Hamburg 1999
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