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TSCHANG DA-YUNG war ein Mann aus Lo-yang, der Päonien über alles liebte. Als
er einmal hörte, daß die Päonien von Tsau-dschou die prächtigsten von ganz Schantung
seien, entstand in ihm der Wunsch, dorthin zu reisen. Es traf sich auch wirklich
bald so, daß er in Geschäften nach Tsau-dschou reisen mußte, wo er sich in dem
Park eines reichen und vornehmen Mannes einmietete. Da es aber erst im zweiten
Monat war, blühten die Päonien noch nicht, und so konnte er einstweilen nur
in dem Garten spazieren gehen und dabei die verschiedenen Knospen betrachten
in der Erwartung, daß sie bald aufbrechen würden. Auch verfaßte er hundert Kurzgedichte
über das Thema «Liebe zu den Päonien». Bald danach begannen die Blüten sich
zu öffnen, doch war seine Reisekasse inzwischen erschöpft, und er mußte seine
Sommergewänder ins Pfandhaus tragen. So lebte er denn in den Tag hinein und
vergaß völlig den Gedanken an die Heimkehr. - Pu Sung-ling, nach:
Die goldene Truhe. Chinesische Novellen aus zwei Jahrtausenden. München 1961
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