achbarschaft,
gute
Es ist das höchste Vergnügen einer ehrbaren Gesellschaft, unter
dem Vorwand guter Sitten und guter Nachbarschaft der zärtlichen Gatten, jene
Art von Begegnungen zwischen zwei oder drei Paaren zu arrangieren, die nach
einigen unschuldigen Zusammenkünften, Festessen, Spaziergängen und Landpartien
allmählich zu engeren Beziehungen und dann zu groben Vertraulichkeiten übergehen;
wobei das Ganze auf höchst mystische Weise mit dem Schleier der Moral und unschuldiger
Spielereien der guten Gesellschaft und guten Nachbarschaft verhüllt wird, zu
deren Ehre sich besagte Paare nach dem Willen der Philosophie als Geschwister
und Freunde gebärden, die alles gemeinsam besitzen. Man hütet sich wohl, diesen
Grundsatz zuzugeben, doch er wird praktiziert, was immerhin besser ist, als
ihn nur zu verkünden. Folglich bedient sich jede der drei Damen freimütig der
beiden Gatten ihrer Nachbarinnen, und jeder der drei Ehemänner bedient sich
ebenso freimütig der ehrbaren, mit Moral und Prüderie geschminkten Gattinnen.
Es gibt kerne anziehendere Unterhaltung für die Bürgerlichen als solche
Quartette und Sextette, bei denen man so hurtig Männlein und Weiblein austauscht.
Oft werden diese Parties nur mit Freunden des Hauses veranstaltet, was ein weit
besseres Gelingen verspricht. Bemerkenswert an solchen Beziehungen ist, daß
die Zuneigung zwischen den Beteiligten sehr rasch wächst; ein jeder plündert
das Feld des anderen. - Charles Fourier, Aus der neuen Liebeswelt. Berlin
1977 (zuerst 1808 ff.)
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