Marmor   Er verbringt viele Jahre in einem Zustand gärender Dumpfheit, ohne sich von seiner Begabung und seiner Bestimmung Rechenschaft geben zu können. Nur das weiß er, daß in ihm eine Kraft ist, aber diese Kraft ist noch passiv und vermag sich nicht zu aktualisieren. In einem Brief an Frau von Berny vom Jahre 1822 bezieht er sich auf die Leibnizsche Lehre, daß alles Sein, auch das anorganische, beseelt sei; daß auch der Marmor Ideen, «aber außerordentlich verworrene», habe, um dann fortzufahren: «In meinem Leben werde ich Marmor sein, passiv. Wer sich an mir wundstößt, wird mir fluchen; wer müde ist und sich niederläßt, wird mich segnen. Wenn man mich schleift und als Schmuck auf die Spitze einer Säule setzt, werde ich dort bleiben; wenn man mich zum Bau eines Stalles benutzt, werde ich auch dort bleiben. Leb wohl, meine Rolle beginnt.»   - Balzac, nach: Ernst Robert Curtius, Balzac. Bern 1951

Marmor (2)
 

Stein

 

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