Kugel, zornige  »Um Himmels willen!« flüsterte er. »Die verwunschene Stadt! Diese Kugel?«

Ungläubig starrte er auf das runde Gebilde. Der Controller warf Benton einen amüsierten Blick zu.

»Merkwürdig, nicht wahr, wie dumm wir manchmal sind«, sagte er. »Doch irgendwann wachen wir auf. Nicht berühren!«

Benton wich langsam zurück, mit zitternden Händen.

»Nun?« fragte er fordernd. Die Kugel war zornig, da sie sich in der Hand des Controllers befand. Sie begann zu surren, und die Vibrationen krochen den Arm des Controllers entlang. Er fühlte sie und faßte die Kugel um so fester.

»Ich glaube, sie will, daß ich sie zertrümmere«, sagte er. »Sie will, daß ich sie auf den Boden schmettere, damit sie heraus kann.« Er betrachtete die winzigen Türmchen und Hausdächer in der verschwommenen Nebelhaftigkeit der Kugel: so winzig, daß er sie alle mit seinen Fingern abdek-ken konnte.

Benton tauchte. Gerade und sicher bewegte er sich, so wie er schon viele Male durch die Luft geflogen war. Jetzt kam jede Minute, die er sich in der warmen Schwärze der Atmosphäre der Lichterstadt getummelt hatte, zurück, um ihm zu helfen. Der Controller, der immer so sehr in seine Arbeit vertieft, immer viel zu beschäftigt gewesen war, um den Flugsport zu pflegen, auf den die Stadt so stolz war, ging sofort zu Boden. Die Kugel sprang ihm aus der Hand und rollte quer durch das Zimmer. Benton machte sich los und sprang auf. Während er hinter der kleinen glänzenden Kugel herjagte, erhaschte er einen Blick auf die verängstigten, verwirrten Gesichter der Mitglieder und sah, wie der Controller versuchte auf die Füße zu kommen, sein Gesicht war verzerrt vor Schmerz und Entsetzen.

Die Kugel rief ihm zu, flüsterte ihm zu. Benton ging rasch auf sie zu und fühlte ein anwachsendes Flüstern des Sieges und dann einen Schrei der Freude, als sein Fuß das gefängnisgleiche Glas zertrat.

Die Kugel zerbrach mit einem lauten Knall. Eine Zeitlang lag sie dort, dann begann ein Nebel aus ihr aufzusteigen. Benton ging zur Couch zurück und setzte sich. Der Nebel breitete sich im Raum aus. Er wuchs und wuchs und wirkte fast wie ein lebendes Wesen, so sonderbar bewegte und drehte er sich.

Benton überfiel Müdigkeit. Der Nebel umschloß ihn, schlängelte sich seine Beine hoch, die Brust hinauf und wirbelte schließlich um sein Gesicht. Er saß dort, halb zusammengesackt, mit geschlossenen Augen, ließ sich umhüllen von dem fremdartigen, uralten Duft.

Dann hörte er die Stimmen. Ganz leise und weit entfernt zuerst, das Geflüster der Glaskugel, zahllos vervielfacht. Ein Konzert wispernder Stimmen stieg von der zerbrochenen Glaskugel auf in einem Crescendo des Jubels. Siegesfreude! Er sah, wie die winzige Miniaturstadt waberte und verblaßte, dann sich wandelte in Größe und Gestalt. Jetzt konnte er sie hören und sehen. Das stete Pochen der Maschinerie wie eine gigantische Pauke. Das Schütteln und Rütteln klobiger Metallwesen.

Diese Wesen wurden bedient. Er sah die Sklaven, schwitzend, gekrümmt; bleiche Männer, die sich bis aufs äußerste anstrengten, die fauchenden Hochöfen des Stahls und der Macht zu verwöhnen. Es schien vor seinen Augen anzuschwellen, bis der ganze Raum voll war davon und die schwitzenden Arbeiter um ihn herum sich an ihn drängten. Er war betäubt von der wütenden Gewalt, dem Geknirsche der Räder und des Getriebes und der Ventile. Irgend etwas stieß ihn an, zwang ihn, sich voranzubewegen, in Richtung der Stadt; und der Nebel hallte freudig wider von den neuen, siegreichen Klängen der Befreiten.   - Philip K. Dick, Und jenseits - das Wobb. Sämtliche SF-Geschichten Band 1. Zürich 1998

Kugel Zorn

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