Katastrophe, kommende    Unter lauten und panischen Schreien der Selbstbehauptung und der Verzweiflung wurde Robin entbunden. Schaudernd, in doppelter Pein der Geburt und der Wut, unter Flüchen wie von Matrosen, richtete sie sich auf ihren Ellenbogen hoch, in blutigem Hemd, und blickte im Bett um sich, als habe sie etwas verloren. »Um Gottes willen, um Gottes willen!« heulte sie immer wieder wie ein Kind, vor dem sich Schreckliches auftut.

Eine Woche nachdem sie aufgestanden war, verlor sie sich wieder; als habe sie etwas begangen, was nicht wiedergutzumachen sei - als habe dieser Vorgang ihre Aufmerksamkeit zum erstenmal beansprucht.

Eines Abends betrat Felix ungehört den Raum und fand sie in der Mitte des Zimmers stehend. Sie hielt das Kind hoch in ihren Händen, als sei sie im Begriff, es zu Boden zu schleudern; aber sanft setzte sie es nieder. Das Kind war ein Junge, war klein und traurig. Es schlief

zu viel, wurde von krampfhaften Zuckungen heimgesucht, machte wenig freiwillige Bewegungen; es wimmerte. Robin begann erneut zu streunen, hin und wieder wegzufahren. Sie kam zurück nach Stunden oder Tagen, uninteressiert. Die Leute waren unruhig, wenn sie zu ihnen sprach; sie sahen vor sich eine Katastrophe, die noch nicht begonnen hatte.  - Djuna Barnes, Nachtgewächs. Frankfurt am Main 1981 (zuerst 1936)

Katastrophe

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