Käuferin   An den Abenden, an denen wir in Les Ternes zu tun hatten, wurde er schrecklich, besonders wenn es sich um solche Weibsbilder handelte ... Er hatte einen Abscheu vor ihnen. Schon beim Weggehen war er geladen. Ich erinnere mich an die näheren Umstände, wir gingen in die rue Demours. Vor der Kirche klebte er mir eine, eine richtige Holzhammernarkose, damit ich die Straße laufend überquere. Bei der Käuferin angelangt, konnte ich das Weinen nicht mehr verbeißen. «Wart nur, du Lümmel», schrie er mich an, «ich werde dir Grund zum Heulen geben! ...» Mit seinem Nippestisch auf dem Rücken stieg er hinter mir die Treppe hinauf. Wir klopfen an die falsche Tür. Alle Dienstbolzen werden neugierig... Ich brülle wie angestochen... Absichtlich. Damit er zerplatzt! Es ist ein Skandal! Endlich finden wir die richtige Klingel. Das Stubenmädchen empfängt uns. Sie hat Mitleid mit mir. Die Herrin kommt herangerauscht. «Oh! Der böse Bub! Der unartige! Er hat seinen Papa wütend gemacht!» Der wußte nicht, wohin er sich verkriechen sollte. Am liebsten hätte er sich in der Schublade versteckt. Die Käuferin will mich trösten. Sie schenkt meinem Vater einen Cognac ein. Sie sagt ihm: «Mein Lieber, reiben Sie das Tischchen ein wenig ab. Im Regen hat es vielleicht Flecken gekriegt...» Das Mädchen gibt ihm einen Lappen. Er geht an die Arbeit. Die Dame bietet mir einen Bonbon an. Ich folge ihr in ihr Zimmer. Das Mädchen kommt mit. Die Frau streckt sich zwischen die Spitzen hin. Plötzlich schlägt sie ihren Morgenrock hoch, zeigt mir ihre dicken Schenkel, ihren Popo und das behaarte Loch, die Sau! Sie fingert drin herum... «Komm her, mein Püppchen!... Komm, mein Liebling!... Komm, leck mich hier!...» Sie lädt mich mit sehr sanfter ... sehr zärtlicher Stimme ein... noch nie hat man so zu mir gesprochen. Sie zieht es auseinander, da läuft was raus.

Die Hausfee platzte laut heraus. Das hat mich abgehalten. Ich entwischte in die Küche. Ich weinte nicht mehr. Mein Vater hat ein Trinkgeld gekriegt. Er wagte nicht, es in die Tasche zu stecken, er sah es immer nur an. Die Hausfee kringelte sich noch vor Lachen. «Also du willst es nicht?» fragte sie ihn. Mit einem Satz war er auf der Treppe. Mich vergaß er, ich lief auf der Straße hinter ihm her. Ich schrie: «Papa! Papa!» Auf der Place des Ternes habe ich ihn eingeholt. Wir setzten uns. Es war kalt. Er küßte mich nicht oft. Er drückte meine Hand.

«Ja, mein Kleiner!... Ja, mein Kleiner!...» wiederholte er die ganze Zeit zu sich selbst... starr vor sich hin... Im Grunde hatte er ein Herz. Auch ich hatte ein Herz. Im Leben kommt es nicht auf Herz an. Wir kehrten geradewegs in die rue de Babylone zurück.    - (tod)

 

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