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Bild setzen Dann kam meine Mutter an die Reihe. Eines Abends,
sie war damals sechzehn oder siebzehn Jahr alt, war sie zusammen mit dem verliebten
Paar. Es wurde spät, und man zögerte, sie allein nach Haus gehen zu lassen,
ganz weit hinten zum Montparnasse. Mein Vater forderte sie also auf, die Nacht
mit ihnen zu verbringen, und da es nur ein einziges Bett gab, schliefen sie
darin selbdritt. Meine Mutter blieb anscheinend noch vernünftig, was den Alten
jedoch nicht genierte, sich neben ihr mit seiner Geliebten zu beschäftigen.
»Nach einer Stunde war ich im Bilde über das, was ein Mann und eine Frau zusammen
treiben können«, sagte meine Mutter, als sie es mir berichtete. Ein wenig später
wußte mein Vater nichts Besseres, als mit ihr gleichfalls anzubändeln; ich frage
mich sogar, ob ich mich irre mit der Vermutung, daß es noch in derselben Nacht
geschah. Der Bericht meiner Mutter macht es mir wahrscheinlich; außerdem weiß
man, was man von der »Vernunft« eines jungen Mädchens zu halten hat. Zudem war
mein Vater kein Freund langwieriger Umstände. -
Paul Léautaud, In memoriam. Übs. Ernst Jünger. Stuttgart, Zürich 1980 (zuerst 1905)
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