lastür Wenn
man den Speisesaal des Hotels verlassen will, um sich in die Empfangshalle
zu begeben, geht man, der Mittelachse folgend, auf eine Glastür zu, die beide
Orte voneinander trennt. Diese Flügeltür ist jedoch aus Gründen, die nicht angezeigt
sind, verschlossen und blockiert. Angezeigt ist nur, kurz bevor man den Durchgang
erreicht, der Umweg, den man nehmen soll, durch einen seitlichen Korridor, ein
kleiner gelber Pfeil weist darauf hin. Im Verlaufe des Abends fallen nun
immer wieder Gäste der Verführung durch die Hauptachse sowie der blinden Gewißheit,
diese ja eigentlich nur aus Durchschein bestehende Tür jederzeit passieren zu
können, zum Opfer und werden zuweilen schmerzhaft aufgehalten. Diejenigen, die
die Tür durch Ziehen am ebenfalls gläsernen Knopf zu öffnen suchen, kommen glimpflicher
davon als die anderen, die sie mit der Schwerkraft des nichtsahnenden Körpers
aufstoßen wollen. Ein junger Mann kommt so mit lasch ausgestrecktem Arm, bereit,
die Tür ganz leicht zu drücken, und dreht noch seinen Kopf mit einem Lächeln
um, während er seiner Begleiterin voranschreitet. Der Beobachter, immer die
versperrte Tür im Auge, sieht voraus den Aufprall, den Schreck durch plötzliche
Hemmung, der im Gesicht das Lächeln löscht - da läuft er auch schon auf, stolpert,
stößt sich das Knie; verwackelt ist die gute Figur, gerissen der verliebte Kontakt
zur Freundin. -
Botho Strauß, Paare, Passanten. München 1984 (dtv 10250, zuerst 1981)
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