Frau, mißbrauchte    Vor nicht allzulanger Zeit lebte in Perugia ein reicher Mann mit Namen Pietro di Vinciolo, der - mehr, um die Leute irrezuführen und die schlechte Meinung, die alle Peruglaner von ihm hatten, zu verbessern, als aus innerem Verlangen ~ ein Weib nahm. Dabei wollte es das Ge/ schick, daß er, entgegen seinem eigenen Geschmack, an ein stämmiges junges Frauenzimmer mit fuchsigem Schopf und hitzigem Blut geriet, welches lieber zwei Ehemänner als einen hätte haben mögen, während es ihr nun geschah, daß sie einen erwischte, den es nach allem ändern mehr gelüstete als danach, eine Frau zu umarmen. Als sie ihm im Laufe der Zeit auf die Schliche kam, bex gann sie anfangs heftig zu murren, zumal sie sich frisch, rosig und voller Saft und Kraft wußte, und es gab man/ chen häßlichen Auftritt und ständigen Zank und Streit zwischen den Eheleuten. Bald aber sah die Frau ein, daß sie sich bei einem solchen Leben viel eher selber aufreiben als ihren Mann von seinen Lastern abbringen würde. Sie dachte daher bei sich: 'Dieser elende Kerl läßt mich im Stich, um in Holzpantoffeln durchs Trockne zu stapfen! Nun, so werde ich eben versuchen, einen andren zu Schiff durchs Nasse zu bringen!' -  - Das Dekameron des Giovanni Boccaccio, Berlin und Weimar 1975 (zuerst um 1350)
 

Frau, brauchbare Mißbrauch


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