Familie: Canidae
Verbreitung: hauptsächlich Deutschland Größe: bis
zu 60 cm hoch -
Farbe: wolfsgrau
Der Deutsche Familienhund, auch Niedersächsischer Waldläufer genannt, gehört zu den wichtigsten und beim Menschen beliebtesten Hunderassen.
Durch seine angeborenen lobwürdigen Eigenschaften hat er sich das
uneingeschränkte Vertrauen aller Tierfreunde gewonnen und darf wohl
zu den begehrtesten Haustieren gezählt werden. Seine edle Gestalt, der
Dogge nicht unähnlich, muß man mit Fug und Recht schön nennen,
worauf schon Gabriele Wohmann in ihrer verdienstvollen Studie über
das deutsche Familienwesen (Stierstadt 1967) hingewiesen hat.
Das kraftvolle Verhalten des Deutschen Familienhundes, sein kluges Erkennen der Wünsche seines jeweiligen Herren, die Zuverlässigkeit seiner Reaktionen - all das macht es schwer, nicht in überschwenglichen Worten von diesem prachtvollen Tier zu berichten. Tiere und kleine Kinder haben bekanntlich viel Gemeinsames, der Deutsche Familienhund aber straft diese Tatsache Lügen: er übertrifft mit seiner Intelligenz selbst viele Erwachsene, denen ja nur allzu oft Disziplinlosigkeit eignet. - Über die Lebensweise des Deutschen Familienhundes darf hier hinweggegangen werden, ähnelt sie doch bis ins kleinste der anderer, wenn auch nicht so hochstehenden Hunderassen, nur ist hier freilich alles ins herrliche Übermaß gesteigert.
Was aber den Familienhund neben seiner bereits erwähnten Schönheit (die sich vor allem im blanken Auge äußert) besonders charakterisiert, ist seine Treue. Dichter und ihresgleichen haben vergeblich versucht, diese unbeschreibliche Eigenschaft in preisenden Worten darzustellen. Aber hier kann nur eine realistische Schilderung der Sache gerecht werden. Wer kennt nicht die zahlreichen Fälle, da Deutsche Familienhunde an den Gräbern ihrer Herren trauernd saßen und tagelang jede Nahrungsaufnahme verweigerten, ja nicht einmal mit erlesensten Luxusknochen von der Ausübung ihrer Charakterfestigkeit abgehalten werden konnten. Besonders an den Ruhestätten friedloser Menschen, denen das Leben wenig an Freundschaft gab, findet man die edlen Tiere, stumme Trauer in den schönen Augen. Kein Denkmal, kaum ein literarisches Zeugnis kündet vom Schmerz und von der Seelengröße dieser Tiere.
J. W. v. Goethe sagte einmal: »Es möchte kein Hund so länger
leben!« und hat damit versucht, der hohen Meinung, die man von Tieren
dieser Art haben muß, poetischen Ausdruck zu verleihen. Erinnert sei
auch an jene rührenden Vorkommnisse, die der aufmerksame Beobachter
immer wieder erleben kann: Deutsche Familienhunde beißen eher selbst
ein Kind, als daß sie zuließen, daß ihrem Herrn oder ihrer
Herrin auch nur ein Meter Wegbreite streitig gemacht würde. Welche
standhafte Selbstbeherrschung dies vom Tier fordert, kann man sich denken!
- Hält man sich den hohen Entwicklungsgrad des Deutschen Familienhundes
vor Augen, so darf es nicht wundernehmen, daß etwa die
Südländer an ihren vergleichsweise minderen Hunderassen keine rechte
Freude gewinnen können. Freilich möge man nicht vergessen, daß
auch der Deutsche Familienhund erst durch lange und entbehrungsreiche
Hochzüchtung zu jener bedeutungsvollen Erscheinung geworden ist, die
ihn zum Liebling aller Tierfreunde macht. - Da der Familienhund gelegentlich,
und dies besonders in Niedersachsen, in freier Wildbahn auftritt, ward er
auch Waldläufer genannt. In den Städten durch eisernen Gehorsam
gekennzeichnet, darf er in den Wäldern seiner Kraft und seinem stolzen
Mut freien Lauf lassen. Mit verwegener Kühnheit reißt er das Wild,
ein herrlicher Vollstrecker des ewigen Kreislaufs der Natur. -
(kv)
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