Baumwerdung    Kann der Mensch beispielsweise erwarten, daß die Nahrung von Baumfrüchten ihm ein längeres Leben, ein solches von Jahrhunderten sichert? Zu verneinen ist diese Möglichkeit durchaus nicht. Nur wäre möglich, daß Baumsamen uns zu einer Verengung der Gefäße zwingen würden und wir zunächst eine solche Wandlung nicht überstehen könnten. Der Baum zeigt eine extreme Verfeinerung des Gefäßsystems, welches aber auch unelastisch werden muß oder doch nur in wenigen Fällen eine größere Elastizität erreicht. Das Opfer dieser Elastizität würde uns aber unerträglich sein. Anscheinend hat auch kein Tier oder, sagen wir, kaum ein Tier diesen Einfluß in sich auswirken lassen. Bei uns nennt man als Tiere sehr hohen Alters Papageien, Elefanten, alsdann Schildkröten, Krokodile, einige Fische, zu denen man auch Karpfen zählt usw. Bei der Mehrheit von ihnen kann man ziemlich reinen Vegetarismus annehmen. Unter diesen Beispielen ist der Papagei wohl von besonderem Interesse, weil bei ihm die Nahrung aus Baumsamen ziemlich sicher sein mag. Umgekehrt kann man bei der Schildkröte annehmen, daß in ihr die Baumwerdung aus niederer Vegetation als eine vegetative Entwicklung vor sich geht, und zwar auch vielleicht darin teilweise identisch mit den Pflanzen, als sich dieses Tier wohl eine innere Zweischaltung, also eine Ruhe- und eine Umbau-Periode, gelassen hat. Es wäre nicht ausgeschlossen, daß diese dem Baumleben ebenfalls nachgemacht werden müßte. Auch solche Fragestellungen brauchen neue Erfahrungen.   - Ernst Fuhrmann, Was die Erde will. Eine Biosophie. München 1986 (zuerst 1930)
 

Baum Werden

Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 

Unterbegriffe

VB

 

Synonyme