ffinität Die
Attraktion hat ihre mechanische und ihre chemische
Seite: dort erscheint sie als allgemeine Massenanziehung (Gravitation);
hier als allgemeine Stoffanziehung (Affinität). Zwar wird die Affinität oder
stoffliche Wahlverwandtschaft gebräuchlichen Sinnes als desto größer betrachtet,
je verschiedener und nicht je ähnlicher Elemente in ihren Eigenschaften sind.
Diese Differenz wird behoben, wenn man folgende einfache Überlegung anstellt:
es sind die Dinge mit größten Verschiedenheiten, zwischen welchen auch die Ausgleichsprozesse
am stürmischsten verlaufen müssen; mit zunehmender Ausgleichung aber wachst
die Anziehung. Die schließlich erfolgte Verbindung, der erreichte Zusammenhalt,
ist nicht mehr Werk der primär gewesenen Verschiedenheit, sondern schon Werk
der sekundär gewordenen Gleichheit. Es ergibt sich eine Synthese von Affinität
und Gravitation, dergestalt, daß beide nur Grade ein und derselben Attraktion
vorstellen: Affinität ist gewissermaßen werdende Gravitation; Gravitation das
Endstadiurn der Affinität. Man muß sich die Attraktion als Bestandteil, in ihrer
Vollendung als letztes Glied der gesamten Ausgleichung vorstellen: durch Beseitigung
der räumlichen Entfernung wird eben zu guter Letzt noch das Gefälle an attraktiver
Energie ausgeglichen. Je nach dem Aggregatzustand der Dinge wird — selbstredend
von äußeren Hindernissen abgesehen — ihre Annäherung eine mehr oder minder vollkommene
sein: bei Starrzuständen nur zum Aneinander, bei Flußzuständen bis zum Ineinander
gedeihen. - Paul Kammerer, Das Gesetz der Serie. Eine Lehre von den Wiederholungen
im Leben und im Weltgeschehen. Stuttgart und Berlin 1919
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