yniker  Diogenes  pflegte alles in der Öffentlichkeit zu tun, sowohl die Geschäfte der Demeter wie die der Aphrodite. - (diog)

 Zyniker (2)  Das Leben war ihm nicht gnädig. Seine Augeridrüsen erkrankten unter der beständigen Einwirkung des scharfen attischen Staubes. Eine neue Hautkrankheit übersäte ihn mit Pusteln. Er kratzte sich mit seinen Nägeln, die er nie abkaute, und bemerkte, daß er zweifach gewinne, da er dabei erstens die Nägel abwetze und zweitens sich auch noch Erleichterung verschaffe. Sein langes Haupthaar wurde zu einem dicken Filz, und er schob es auf seinem Kopf zurecht, wenn er sich vor Regen oder vor Sonne schützen wollte.

Als ihn Alexander aufsuchte, erfreute ihn Krates keineswegs durch treffende Aussprüche, er sah ihn an, wie er alle andern ansah, ohne zwischen König und Nicht-König zu unterscheiden. Krates hatte keine Stellung zu den Machthabern. Sie waren ihm so wenig wichtig wie die Götter. Wichtig war ihm allein der Mensch, und wie man auf eine möglichst einfache Art leben könnte. Die Mahnreden des Diogenes fand er lächerlich, nicht minder dessen Pläne zur Sittenverbesserung. Krates fühlte sich unendlich erhaben über solche wohlfeilen Sorgen. Den Leitsatz im Giebelfeld des Tempels zu Delphi veränderte er in die Worte: »Lebe dich selbst«. Die Vorstellung, daß es irgendeine Erkenntnis gäbe, erschien ihm sinnlos. Er untersuchte nur eines: wie sich sein Leib zu den Bedürfnissen seines Leibes verhielte, und war bemüht, diese Bedürfnisse nach Möglichkeit einzuschränken. Diogenes konnte beißen wie die Hunde, Krates aber ganz so leben wie sie.  - Marcel Schwob, Der Roman der zweiundzwanzig Lebensläufe. Nördlingen 1986 (Krater Bibliothek, zuerst 1896)

Zyniker (3)   Die schlimmsten von allen sind die Aghorpunt, diese seltsamen Gosain, die man auch heute noch, wenn man das Glück, hat — — oder soll ich sagen: das Unglück? — an den Toren von Benares antreffen kann. Sie sind die Zyniker Indiens, die Anhänger des krassesten Pessimismus, die Vertreter absoluter Gleichgiltigkeit gegen alles. Sie nennen nichts ihr eigen als eine Schädeldecke — man sagt, daß sie mit Fingern und Zähnen selbst diesen Schädel „gereinigt", das heißt: Fleisch, Augen und Hirn herausgefressen hätten. Nun essen sie und trinken sie aus diesem Schädel. Alles ist gleich viel wert, sagen sie, oder vielmehr: nichts ist etwas wert. Gibt man ihnen Wasser in ihren Schädelnapf, so trinken sie es — gibt man ihnen Petroleum, trinken sie es auch. Wirft man ihnen Reis zu, so sagen sie: Danke; schlägt man ihnen mit dem Stock ins Gesicht, so sagen sie auch: Danke! — Alles ist gleich!    - Hanns Heinz Ewers, Indien und Ich. München 1918 (zuerst 1911)

 

Philosoph

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme