wicker   Der Tote, der in der Wanne lag, war ein großer, breiter Mann von etwa fünfzig Jahren. Sein dichtes, schwarzes, natürlich gelocktes Haar war vor einer Meisterhand geschnitten und gescheitelt worden und strömte schwaches Veilchenparfum aus. Der Mann hatte ein breites, fleischiges Gesicht mit ausgeprägten Zügen, vorstehende dunkle Augen, eine lange Nase und ein festes Kinn. Die Lippen waren voll und sinnlich, und der hinuntergefallene Kiefer enthüllte tabakbcfleckte Zähne. Der schöne Goldkneifer spottete des Todes mit grotesker Eleganz; das feine Goldkettchen ringelte sich auf der bloßen Brust. Die Beine lagen steif ausgestreckt nebeneinander; die Finger bogen sich in natürlicher Weise. Lord Peter hob den einen Arm in die Höhe und betrachtete die Hand mit leichtem Stirnrunzeln.

»Ein bißchen ein Geck, unser Besucher, was?« murmelte er. »Parmaveilchen und Maniküre.« Er bückte sich abermals und griff unter den Kopf. Der absurde Zwicker fiel klirrend in die Wanne, und das Geräusch war für Thipps' wachsende Nervosität zuviel. »Wenn Sie mich entschuldigen wollen«, flüsterte er, »ich fühie mich nicht gut.«

Kaum war er hinausgeschlüpft, so drehte Lord Peter den Toten flink und behutsam um und betrachtete ihn mit schräg geneigtem Haupt, wobei er sein Monokel benutzte, als ob er eine seltene Orchidee begutachtete. Hierauf holte er seine silberne Zündholzdose hervor, legte den Kopf des Toten über seinen Arm und steckte die Dose vorsichtig in den offenen Mund. Er machte »Tz, tz«, bettete die Leiche in die Wanne, nahm den geheimnisvollen Zwicker, betrachtete ihn, setzte ihn sich auf die Nase und blickte durch die Gläser. Dann brachte er den Zwicker wieder an den Platz, um keine Spuren der Einmischung zum Ärger des Inspektors zurückzulassen, ging wieder zum Fenster, wo er sich hinauslehnte und mit seinem Spazierstock nach oben und seitwärts tastete. Da diese Untersuchungen zu nichts führten, schloß er das Fenster und gesellte sich auf dem Flur zu Mr. Thipps.  - Dorothy Sayers, Ein Toter zu wenig. Frankfurt am Main 1973