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Zweckmäßigkeit (2) Der allmächtige Schöpfer hat alles auf unserm Erdballe in einer so wunderbaren Ordnung eingerichtet, daß nicht ein einziges gefunden wird, das nicht des Beistandes eines andern zu seinem Unterhalte bedürfte. Der Erdball selbst mit seinen Steinen, Erzen und Sande bekommt seine Nahrung und seinen Unterhalt von den Elementen. Die Gewächse, Bäume, Krauter, Gräser und Moose haben ihren Wachstum von dem Erdballe und die Tiere endlich von den Gewächsen. Diese werden am Ende alle wieder in ihre ersten Stoffe verwandelt, die Erde wird eine Nahrung für die Pflanzen, die Pflanzen für die Würmer, die Würmer für die Vögel und die Vögel oft für die Raubtiere: am Ende wird das Raubtier wieder von den Raubvögeln, die Raubvögel von den Würmern, die Würmer von den Krautern, die Krauter von der Erde verzehret: Ja, der Mensch, dem alles zu seiner Notdurft dienen muß, wird oft die Nahrung des Raubtieres, des Raubvogels, des Raubfisches, des Wurmes oder der Erde. So gehet alles in einem Kreise herum.
Es ist also jedes Geschaffene nicht bloß um sein selbst willen, sondern fast
mehr um andrer willen geschaffen. Tiger, Luchse, Bären, Vielfraße, Füchse,
Harmeline etc. etc. müssen ihre kostbaren Häute andern zum
Nutzen hergeben. Die Hunde müssen den ganzen Tag aus, um Rehe oder Hasen zu
jagen, damit der Mensch sie zu seiner Nahrung nutze: selbst haben sie den wenigsten
Vorteil von ihrer Arbeit. Der Dachs treibt das Kaninchen aus seinem Loche zum
Dienste des Menschen. Das Pferd, der Elefant, das Kamel müssen die schwersten
Lasten tragen. Die Ochsen ziehen den Pflug. Die Kühe geben Milch. Das Schaf
bringt Wolle hervor. Die Rentiere ziehen den Achian. Das Schwein
und der Igel pflügen die Erde. Die Maulwürfe werfen
die Erde auf, damit Gras und Krauter sich leichter in ihr säen können. Die Falken
fangen dem Menschen Vögel. Die Hühner ernähren uns mit Eiern. Die Hähne erwecken
uns am frühen Morgen. Der Guckguck und die Lerche am Tage. Die Drossel
des Morgens und Abends.Die Nachtigallen singen uns des Nachts vor.
Die Pfauen glänzen mit ihren goldenen Federn, um unsre Augen zu ergötzen. Die
mehresten Vögel, als Störche, Kraniche, Reiger, Gänse, Schwäne, wilde Enten,
Stare, Buchfinken, müssen jährlich im Frühlinge hier zu uns nach Norden ziehen
und ihre Quartiere gegen den Herbst nach den südlichen Ländern hin verändern,
damit sie mehrern Völkern in die Hände fallen. - Linné, Rede
von den Merkwürdigkeiten an den Insekten, nach (
lin
)
Zweckmäßigkeit (3) Das Lamm
wird vom Wolf gefressen.
Darin liegt ein Beweis der göttlichen Güte
und der Vorsehung, denn so entgeht es Krankheit
und Alter. - Buckland, bei J. Simon,
Die natürliche Religion [1856], nach
(sot)
Zweckmäßigkeit (4) Der Hals
der Vögel, wie der Quadrupeden [Vierbeiner], ist in der Regel so lang wie ihre
Beine, damit sie ihr Futter von der Erde erreichen können;
aber bei Schwimmvögeln oft viel länger, weil diese schwimmend ihre Nahrung unter
der Wasserfläche hervorholen. Sumpfvögel haben unmäßig hohe Beine, um waten
zu können, ohne zu ertrinken oder naß zu werden, und demgemäß Hals und Schnabel
sehr lang, letztern stark oder schwach, je nachdem er Reptilien, Fische oder
Gewürme zu zermalmen hat, und dem entsprechen auch stets die Eingeweide: dagegen
haben die Sumpfvögel weder Krallen, wie die Raubvögel,
noch Schwimmhäute, wie die Enten: denn die lex parsimoniae naturae [das
Gesetz der Sparsamkeit der Natur] gestattet kein überflüssiges Organ. Gerade
dieses Gesetz, zusammengenommen damit, daß andererseits keinem Thiere je ein
Organ abgeht, welches seine Lebensweise erfordert, sondern alle, auch die verschiedenartigsten,
übereinstimmen und wie berechnet sind auf eine ganz speciell bestimmte Lebensweise,
auf das Element, in welchem sein Raub sich aufhält, auf das Verfolgen, auf das
Besiegen, auf das Zermalmen und Verdauen desselben, beweist, daß die Lebensweise,
die das Thier, um seinen Unterhalt zu finden, führen wollte, es war, die seinen
Bau bestimmte, - nicht aber umgekehrt. - Schopenhauer, Über den
Willen in der Natur
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