weckmäßigkeit    Der ›bestseller‹ der Branche ist seit Jahren immer noch die heilige Büßerin Magdalena, die in ihrem blauen Gewände weich aufgestützt lagert und buhlerisch kontemplativ auf den Totenschädel schaut. Nicht nur bei den Frommen scheint sie begehrt zu sein wie andere Reproduktionen aus dem Bereich der Bibel und Legende, auch die Kinder der Welt wollen sie haben. Lagernde leichtbekleidete Damen haben überhaupt viel Chance. Und als Rahmen ihres von Amoretten umspielten, ins Wolkenweiche verschwimmenden ›Pfühls‹ ist ein nicht hohes, aber ziemlich breites Format beliebt, das sich gut überm Bett ausnimmt. Haben junge Paare, die solche Glückseligkeitsöldrucke kaufen, es ernstlich auf Nachkommenschaft abgesehen, so richtet die Schöne im Bilde sich ein wenig auf und betreut ein oder mehrere Kinder. Es wird auch gern gesehen, daß etliche Haustiere das Familienglück noch vollständiger machen.   - (hes)

Zweckmäßigkeit (2)  Der allmächtige Schöpfer hat alles auf unserm Erdballe in einer so wunderbaren  Ordnung eingerichtet, daß nicht ein  einziges gefunden wird, das nicht des Beistandes eines andern zu seinem Unterhalte bedürfte. Der Erdball selbst mit seinen  Steinen, Erzen und Sande bekommt seine Nahrung und seinen Unterhalt von den Elementen. Die Gewächse, Bäume, Krauter, Gräser und Moose haben ihren Wachstum von dem Erdballe und die Tiere endlich von den Gewächsen. Diese werden am Ende alle wieder in ihre ersten Stoffe verwandelt, die Erde wird eine Nahrung für die  Pflanzen, die Pflanzen  für die Würmer, die Würmer für die Vögel und die Vögel oft für die Raubtiere: am Ende wird das Raubtier wieder von den Raubvögeln, die Raubvögel von den Würmern, die Würmer von den Krautern, die Krauter von der Erde verzehret: Ja, der Mensch, dem   alles   zu   seiner   Notdurft  dienen   muß,   wird  oft die Nahrung des Raubtieres, des Raubvogels, des Raubfisches, des Wurmes oder der Erde. So gehet alles in einem Kreise herum.

Es ist also jedes Geschaffene nicht bloß um sein selbst willen, sondern fast mehr um andrer willen geschaffen. Tiger, Luchse, Bären, Vielfraße,  Füchse,  Harmeline etc. etc.  müssen  ihre kostbaren Häute andern zum Nutzen hergeben. Die Hunde müssen den ganzen Tag aus, um Rehe oder Hasen zu jagen, damit der Mensch sie zu seiner Nahrung nutze: selbst haben sie den wenigsten Vorteil von ihrer Arbeit. Der Dachs treibt das Kaninchen aus seinem Loche zum Dienste des Menschen. Das Pferd, der Elefant, das Kamel müssen die schwersten Lasten tragen. Die Ochsen ziehen den Pflug. Die Kühe geben Milch. Das Schaf bringt Wolle hervor. Die Rentiere ziehen den Achian.  Das  Schwein  und der Igel  pflügen  die Erde.  Die Maulwürfe werfen die Erde auf, damit Gras und Krauter sich leichter in ihr säen können. Die Falken fangen dem Menschen Vögel. Die Hühner ernähren uns mit Eiern. Die Hähne erwecken uns am frühen Morgen. Der Guckguck und die Lerche am Tage. Die Drossel des Morgens und Abends.Die Nachtigallen singen uns des Nachts vor. Die Pfauen glänzen mit ihren goldenen Federn, um unsre Augen zu ergötzen. Die mehresten Vögel, als Störche, Kraniche, Reiger, Gänse, Schwäne, wilde Enten, Stare, Buchfinken, müssen jährlich im Frühlinge hier zu uns nach Norden ziehen und ihre Quartiere gegen den Herbst nach den südlichen Ländern hin verändern, damit sie mehrern Völkern in die Hände fallen.   - Linné, Rede von den Merkwürdigkeiten an den Insekten, nach (lin)

Zweckmäßigkeit (3) Das Lamm wird vom Wolf gefressen. Darin liegt ein Beweis der göttlichen Güte und der Vorsehung, denn so entgeht es Krankheit und Alter.  - Buckland, bei J. Simon, Die natürliche Religion [1856], nach (sot)

Zweckmäßigkeit (4) Der Hals der Vögel, wie der Quadrupeden [Vierbeiner], ist in der Regel so lang wie ihre Beine, damit sie ihr Futter von der Erde erreichen können; aber bei Schwimmvögeln oft viel länger, weil diese schwimmend ihre Nahrung unter der Wasserfläche hervorholen. Sumpfvögel haben unmäßig hohe Beine, um waten zu können, ohne zu ertrinken oder naß zu werden, und demgemäß Hals und Schnabel sehr lang, letztern stark oder schwach, je nachdem er Reptilien, Fische oder Gewürme zu zermalmen hat, und dem entsprechen auch stets die Eingeweide: dagegen haben die Sumpfvögel weder Krallen, wie die Raubvögel, noch Schwimmhäute, wie die Enten: denn die lex parsimoniae naturae [das Gesetz der Sparsamkeit der Natur] gestattet kein überflüssiges Organ. Gerade dieses Gesetz, zusammengenommen damit, daß andererseits keinem Thiere je ein Organ abgeht, welches seine Lebensweise erfordert, sondern alle, auch die verschiedenartigsten, übereinstimmen und wie berechnet sind auf eine ganz speciell bestimmte Lebensweise, auf das Element, in welchem sein Raub sich aufhält, auf das Verfolgen, auf das Besiegen, auf das Zermalmen und Verdauen desselben, beweist, daß die Lebensweise, die das Thier, um seinen Unterhalt zu finden, führen wollte, es war, die seinen Bau bestimmte, - nicht aber umgekehrt.  - Schopenhauer, Über den Willen in der Natur

 

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