uteilung   585 n. Chr. dekretierte das Kirchenkonzil von Mâcon, daß männliche Leichname nicht neben weiblichen begraben werden durften, bevor diese sich zersetzt hatten. Während jener Zeit untersagte die Kirche auch den Beischlaf zwischen Eheleuten in den vierzig Tagen vor Weihnachten, den vierzig Tagen vor Ostern und der Woche nach Pfingsten, ebenso am Vorabend hoher Festtage, sonntags, mittwochs und freitags. Auch während der Schwangerschaft der Frau, dreißig Tage nach der Geburt eines Knaben und vierzig nach der Geburt eines Mädchens sowie fünf Tage vor dem Abendmahl war Geschlechtsverkehr verboten. Mittelalterliche Christen können diese Regeln unmöglich befolgt haben, die - stellt man die hohe Sterblichkeitsrate in Rechnung - den Fortbestand des Gemeinwesens ernstlich gefährdet hätten.  - (erf)

Zuteilung (2) Den Doktor verteten sollte der Feldscher Maxim Nikolajitsch, ein alter Mann, von dem es allgemein in der Stadt hieß, daß er, obwohl er trank und schnell mit dem Prügeln bei der Hand war, mehr verstehe, als der Doktor selber.

»Gesundheit zu wünschen«, sagte Jakow, währeng er die alte Frau ins Empfangszimmer führte. »Entschuldigen schon, wir belästigen Sie immerzu mit unseren Bagatellsachen, Ma-xirn Nikolajitsch. Da, geruhen zu schauen, mein Gegenstand ist krank geworden. Die Gefährtin meines Lebens, wie man zu sagen pflegt, verzeihen den Ausdruck ...«

Die grauen Augen runzelnd und den Backenbart streichend, begann der Feldscher die alte Frau zu untersuchen; diese aber saß derweil gebückt, dürr und spitznasig auf dem Taburett und glich mit ihrem offenen Mund im Profil einem Vogel, der trinken will.

»Tja ... soso ...«, sagte langsam der Feldscher und seufzte. »Influenza, vielleicht auch hitziges Fieber. In der Stadt geht jetzt der Typhus um. Was soll man da sagen? Das alte Frauchen hat Gott sei Dank seine Zeit ableben dürfen. Wie alt ist sie?«

»Noch ein Jahr, und sie wird siebzig, Maxim Nikolajitsch.«

»Na also! Das alte Frauchen hat lange genug gelebt. Man muß seine Zeit einhalten.«

»Haben natürlich eine durchaus richtige Bemerkung gemacht, Maxim Nikolajitsch«, sagte Jakow und lächelte vor lauter Höflichkeit. »Und wir danken auch gefühlvoll für Ihre Freundlichkeit, doch gestatten zum Ausdruck zu bringen, daß sogar ein jedes Insekt gerne leben möchte.«

»Was nicht alles!« sagte der Feldscher mit einem Ton, wie wenn es von ihm abhinge, ob die alte Frau weiterleben dürfe oder sterben müsse. »Alsdann, mein Bester, lege ihr kalte Kompressen, auf den Kopf und gib ihr von diesen Pulvern zweimal am Tag. Und somit auf Wiedersehen, bon schur.«

Seiner Miene konnte Jakow entnehmen, daß die Sache schlecht stehe und daß man mit keinerlei Pülverchen mehr zu helfen vermöchte; für ihn war jetzt klar, daß Marfa sehr bald sterben müsse, wenn nicht heute, so morgen. Er stieß den Feldscher leicht am Ellbogen, zwinkerte mit dem einen Auge und sagte halblaut:

»Wenn man ihr vielleicht Schröpfköpfe ansetzen würde, Maxim Nikolajitsch.«

»Keine Zeit, keine Zeit, mein Bester. Nimm deine Alte und geh mit Gott. Auf Wiedersehen.«   - Anton Tschechow, Rothschilds Geige, nach (tsch)

 

Verteilung Anteil Machtmittel

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme