usammengeflickt Die junge Frau hatte eine üppige Figur mit langen, geraden Beinen. Sie trug grüne Jeansshorts und eine kurzärmelige weiße Seidenbluse, deren obere drei Knöpfe offenstanden, so daß die Furche zwischen ihren Brüsten sichtbar war; die schweren, halterlosen Brüste drückten sich durch den dünnen Seidenstoff. Ihre Haut hatte einen goldenen Bronzeton, und ihr Haar war von fast der gleichen Farbe, akzentuiert nur von hellem Funkeln oben auf dem Kopf. Das lange, dichte Haar umrahmte sanft ihr Gesicht, und hier war Dales Schönheit zu Ende.
Vier knotige, unregelmäßige Beulen verunstalteten ihre Stirn, als habe
jemand mit einem Hammer auf sie eingeschlagen. Anstelle der Augenbrauen
hatte Dale zwei haarlose Kerben über den Augen, beide gekreuzt von zickzackförmigen
roten Narben, wo erst kürzlich Fäden gezogen worden waren. Sie hatte die
halbmondförmigen Einkerbungen mit schwarzer Schminke gefüllt, was sie nur
noch auffälliger machte. Ihre Nase war beinahe plattgeschlagen, und der
linke Nasenflügel fehlte teilweise, als habe ihn jemand mit einem Rasiermesser
ausgeschnitten. Ihre eingefallenen Wangen waren von rauhen, unregelmäßigen
Narben übersät; einige davon bildeten Löcher, die groß genug waren, um
Murmeln aufzunehmen. Ihr Unterkiefer war gebrochen und schief wieder zusammengefügt
worden, und das winzige fliehende Kinn stand in einem wunderlichen Winkel
nach rechts. Die unteren Vorderzähne hatte Dale noch, aber die sechs oberen
fehlten, und ihr Zahnfleischlächeln war wie eine Grimasse von intensivem
Schmerz. Stanley erkannte, daß die Grimasse ein Lächeln
war, aber als er es sah, wären ihm fast die Tränen gekommen. Ihre zernarbten,
aufgequollenen Lippen erinnerten ihn an das vernähte Ende eines Kartoffelsacks. - Charles
Willeford, Seitenhieb. Reinbek bei Hamburg 1996
|
||
|
||