urückweichen Temple blickte nur zufällig einmal hinüber - nach wie langer Zeit, wußte sie nicht -, und da sah sie Popeye dort stehen, den Hut schief über dem Gesicht. Völlig lautlos auch trat er ein und schloß die Tür und schob den Riegel vor und kam auf ihr Bett zu. Ebenso langsam begann sie im Bett zurückzuweichen, die Decken bis ans Kinn gezogen, den Blick über die Decken weg auf ihn gerichtet. Er kam und sah auf sie nieder. Sie wand sich langsam in gekrümmter, zurückweichender Bewegung, wich gleichsam in sich selbst zurück, in ein Alleinsein, so tief und hoffnungslos, als wäre sie an eine Kirchturmspitze gebunden. Sie grinste ihn an, den Mund verzerrt über dem starren, flehentlichen Porzellan ihrer Grimasse.
Als er die Hand auf sie legte, begann sie zu wimmern. »Nein, nicht«, flüsterte
sie, »er hat gesagt, ich kann jetzt noch nicht, er hat...« Er riß die Decken
zurück und warf sie beiseite. Sie lag ganz reglos, die Handflächen erhoben,
und ihr Fleisch unter der Hülle ihrer Lenden wich weiter zurück, schneller,
in wilder Auflösung, wie ein geängstigter Mensch in einer Menge. Als seine Hand
wieder auf sie zukam, dachte sie, er wolle sie schlagen. Sie starrte ihm ins
Gesicht, und da sah sie, wie es zu zucken begann und sich zu verzerren, wie
das eines Kindes, das kurz davor steht, in Tränen auszubrechen, und hörte, wie
ihm ein wimmernder Laut entkam. Er griff nach ihrem Nachthemd. Sie packte seine
Handgelenke und fing an, sich von einer Seite auf die andere zu werfen, und
öffnete den Mund, um zu schreien. Seine Hand legte sich hastig auf ihren Mund,
und sie packte sie am Gelenk, während ihr Speichel zwischen seine Finger drang,
und ihr Körper schlug hin und her und wand sich wild von einem Schenkel auf
den anderen, und sie sah ihn neben dem Bett kauern, das kinnlose Gesicht qualvoll
verzerrt, die bläulichen Lippen vorgestülpt, als bliese er auf eine heiße Suppe,
und einen hohen, wiehernden Laut ausstoßen, wie ein Pferd. Jenseits der Wand
füllte Miss Reba den Flur, das Haus mit heiserem, würgend versagendem Getöse
obszönen Schimpfens.
- William Faulkner, Die Freistatt. Zürich 1981 (zuerst
1931)
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