Zuhörer, schlechter    Er hatte sich noch nicht zur Ruhe begeben, als er hört, wie die Frau zu ihrer Tochter sagt:

»Weißt du nicht, daß die Frau des Mannes da drüben nieder-kommt? Geh und schau, ob er schon schläft!«

Als der Mann das hörte, fing er an zu schnarchen, und als das junge Mädchen durch einen Spalt in der Tür hörte, daß er schnarchte, sagte sie zu ihrer Mutter: »Ja, ja, er schläft schon.«

Dann sagte die Mutter zu ihr (ihr dürft raten, ob er gehorcht hat):

»Ich muß hingehen und dieses neugeborene Kind verzaubern.«

Sie hebt einen Stein unter dem Herd auf und nimmt drunter einen Topf heraus, in dem eine Salbe war. Sie ergreift eine Bürste und reibt sich den ganzen Körper gut ein, und sagt dabei:

» Unter allen Wolken und über alle Hecken,
eine halbe Stunde auf der Straße,
eine andere halbe Stunde dort
und noch eine für den Rückweg!«

Sobald sie das gesagt hatte, sauste sie fort. Als der Mann sah, daß sie fort war, kommt er aus seiner Kammer heraus. Er hatte gesehen, was sie getan hatte. Er salbt sich wie sie und sagt:

» Über den Wolken und unter den Hecken« (da machte er einen Schnitzer),
»eine Viertelstunde für den Hinweg,
eine halbe Stunde zum Dortbleiben
und eine Viertelstunde für den Rückweg«

Er langt bei seinem Haus an, aber von den Dornen aufgerissen und mit in Streifen gerissenen Kleidern; doch ihm war das alles gleich. Er bewaffnet sich mit einem großen Stock und stellt sich hinter der Tür der Schlaf kammer seiner Frau auf. Da kommt eine große weiße Katze daher : »Miau, miau !« Als der Mann das hörte, kommt er aus seinem Versteck hervor und er erschlug die Katze fast mit seinem Stock; und sofort danach brach er zu dem Gasthaus auf, aber leicht war es nicht, unter all den Hecken durchzukommen. Trotzdem kommt er bei dem Haus der Frau an. Schnell geht er ins Bett.

Am nächsten Tag sieht er, als er aufsteht, nur die Tochter. Er fragt sie, wo ihre Mutter sei. »Sie ist krank und du mußt bei mir bezahlen.« »Nein! Es wäre mir lieber, deine Mutter zu sehen.« Er geht zur Mutter und findet sie sehr krank. Von diesem Tag an geht er nicht mehr in dieses Gasthaus. Als er heimkommt, erzählt er seiner Frau, was vorgefallen war, und wie er das Kind gerettet habe. Aber damit hatte noch nicht alles ein Ende. Sie hatten Unglück über Unglück. Alle ihre Kühe verendeten und auch ihre ganzen anderen Tiere. Sie sanken in tiefstes Elend und wußten nicht, was aus ihnen werden sollte.  - Baskische Märchen. Übs. und Hg. Felix Karlinger und Erentrudis Laserer. Düsseldorf, Köln 1980 (Diederichs, Die Märchen der Weltliteratur)

Zuhörer, schlechter (2)

Zuhören

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