ufallsphobie Die größte Schwierigkeit bei der Behandlung der Lethephobie bestand in der Auflösung des Widerspruchs, der ihr zugrunde lag. Der Lethephobiker leidet ja nicht allein am Vergessen, sondern noch mehr am Erinnern. Jede Erinnerung nämlich macht ihm deutlich, daß genau das, woran er in diesem Moment denkt, wenige Sekunden zuvor noch nicht präsent war. Diese Tatsache führt ihn zu der Schlußfolgerung, daß er genausogut hundert andere Dinge hätte erinnern können, und daß er diese hundert anderen Erinnerungen mit einer tatsächlichen Erinnerung vernichtet hat.
Trotz seiner permanenten Anstrengungen vermag es der Lethephobiker dennoch nicht zu verhindern, daß ihm etwas in den Sinn kommt oder er von außen an etwas erinnert wird, an das er schon geraume Zeit nicht mehr gedacht hat, ein Umstand, der unweigerlich zu einem Anfall führen muß. Daraufhin verstärkt der Patient die ohnehin schon bis an die Grenzen seiner Kraft gehenden Bemühungen und manövriert sich in eine Pattsituation, der er oft nur durch die Entwicklung einer Wahnidee, in der Fachliteratur als sekundäre Psychose bezeichnet, zu entkommen vermag.
„Der Lethephobiker weigert sich, das Arbiträre und Akzidenteile unserer Existenz
anzuerkennen", hatte Dr. Rubinblad in einer seiner ersten Abhandlungen
zu diesem Thema ausgeführt. „Ein vom Zufall regiertes
Leben erscheint ihm absurd und, da er kein Regelwerk für sein Verhalten entwickeln
kann, unmöglich zu leben. Aus diesem Grund ist es für den Lethephobiker zum
Beispiel unerträglich, von anderen an etwas erinnert zu werden, da ihn das Erinnertwerden
nur immer wieder an die tief in jedem Menschen verankerte Unmöglichkeit, sich
wirklich zu erinnern, denken läßt." - (blue)
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