ufallskette Zugegeben, nicht alles war bereits um sieben Uhr entschieden. Alternativen blieben offen, ein Zaudern, eine Sinnesänderung, ein Zwischenfall, ein Mißverständnis waren noch möglich.
Zum Beispiel schlossen die Lebensmittelgeschäfte erst um halb acht, manche auch erst um dreiviertel acht. Hätte der Kräuterhändler im letzten Augenblick den inständigen Bitten seiner Frau nachgegeben und sie aus dem Hause gehen lassen, damit sie wenigstens einkaufen konnte, so hätte die Frau nicht gezögert, zu fliehen. Sie wäre zu dem Matratzenmacher gelaufen und hätte ihm geholfen (von den Brüdern Bortolon war noch nichts zu sehen), den aus Säcken zusammengenähten Teppich auf der Treppe zum Turm besser zu befestigen. Dann wäre der Pfarrer nicht gestolpert, und seine Kerze wäre nicht erloschen; und die in diesem Dunkel unsichtbaren Zeiger der Schicksalsuhr wären nicht für einen Augenblick stehengeblieben.
Romilda Bortolon hätte ihrerseits darauf verzichten können, ihren müde von
der Arbeit heimkehrenden Schwägern noch länger ein böses Gesicht zu zeigen,
in welchem Fall die Schwäger sie nicht geohrfeigt hätten und sie nicht ihre
Schwäger, um Vergeltung zu üben, ohne Abendbrot wieder hätte gehen lassen. Das
hätte zwar einer bestimmten Person nichts genutzt, einer anderen jedoch das
Leben gerettet. - Fruttero & Lucentini, Wie
weit ist die Nacht. München 1989
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