üchtung  Er versuchte  sich an dem, was ihm als die Kunst der Künste erschien: der Melonenzucht.

Er setzte Samen verschiedener Arten in mit Humus gefüllten Tellern an, die er in sein Mistbeet stellte. Dann legte er ein weiteres Mistbeet an, und als dessen Hitze ausgekühlt war, pflanzte er seine schönsten Exemplare darin um, mit Schutzglocken darüber. Er beschnitt sie genau nach den Anweisungen des Guten Gärtners, päppelte die Blüten, ließ die Früchte langsam reifen, wählte eine an jedem Zweig aus und pflückte die anderen ab, und sobald sie nußgroß waren, schob er ihnen Holztäfelchen unter die Schalen, um sie vor dem Verfaulen zu schützen, wenn sie mit dem feuchten Pferdemist in Berührung kamen. Er begoß sie, belüftete sie, beschattete sie, wischte mit dem Taschentuch den Beschlag von den Gläsern - und wenn Wolken aufzogen, trug er eilends kleine Strohmatten herbei.

Nachts fand er keinen Schlaf. Mehrmals stand er sogar auf; und barfuß in den Stiefeln und im Nachthemd schlotternd, trabte er durch den ganzen Garten, um seine Bettdecke über die Glaskästen zu breiten.

Die Melonen wurden reif.

Bei der ersten schnitt Bouvard einen Flunsch. Die zweite war nicht besser, auch die dritte nicht; bei jeder erfand Pécuchet eine neue Ausrede, bis zur letzten, die er zum Fenster hinauswarf, wobei er erklärte, er verstünde wohl doch nichts davon.

Weil er verschiedene Sorten in unmittelbarer Nachbarschaft gezogen hatte, hatten sich die Zuckermelonen mit den Netzmelonen bastardisiert, die dicke portugiesische und der Großmogul - und da die Nähe der Tomaten die Anarchie auf die Spitze trieb, waren scheußliche Kreuzungen entstanden, die im Geschmack Kürbissen ähnelten. - Gustave Flaubert, Bouvard und Pécuchet. Frankfurt am Main 2003 (Die Andere Bibliothek 222, zuerst 1881)

Kombinatorik Veredelung Evolution Fortpflanzung, tierische Gentechnik
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