ubettgehen  man beschließt der vorgeschrittenen uhrzeit wegen zu bett zu gehen es ist jedoch noch gar nicht so spät und ein mokassin fliegt aus dem klo durchs fenster der andere im rauchzimmer unter einen altdeutschen sekretär ein eminence-slip krönt einen kerzenleuchter es reißt ein hemdknopf und ein zweiter aus schmerz über das schicksal des ersteren der beha stürzt wie ein getroffener kohlweißling auf den spannteppich straps und seidenstrümpfchen bleiben wo sie sind und beziehen stellung vor dem feind ich nenne sowas military-look eine operation zaïre die legion räumt auf die schreie der getroffenen wecken die nachbarn aus ihren trägen überlegungen sie greifen nach betthupferlliteratur und beruhigungstabletten ein stiller untermieter wiegt bedächtig sein gemächte in der flachen hand die osterhasen versammeln sich in den dunklen sälen der pigalle vor schnurrenden pornofilmen la grande sauterie der fesche kerl mit dem martialischen schnurrbart hatte ganz schön zu tun mit seinen kundinnen was aber son richtigen vertreter ist kennt wie der indianer keinen schmerz nenne man das wie mans wolle ein heldenleben ein germanenleben ein keltenleben wir sind nun mal für die frau damen da und nicht die frau damen für uns herren messieurs ist doch alles gehässige verleumdung wenn es heißt die frau dame sei stets das lustobjekt des herrn monsieur das entlockt mir bloß ein gequältes lustloses ha ha ha - H. C. Artmann, Nachrichten aus Nord und Süd. München 1981 (dtv 6317, zuerst 1978)

Zubettgehen (2) 
Auf das Zubettgehen seiner Dame
 
Komm, Freundin, meine Kräfte spornt die Ruhe.
Mich treibt es sehr zur Tat, bis ich es tue.
Wer lang dem Feinde gegenübersteht,
Wird müd vom Stehn, eh es ans Kämpfen geht.
Fort mit dem Gürtel, der wie Himmel glänzt,
Doch schöner ist die Welt, die er begrenzt.
Leg ab die Brustwehr, die dir freilich nützt,
Indem sie dich vor dreisten Blicken schützt.
Bind auf die Bänder, und dein Kleid verrät
Mir raschelnd: meine Liebste geht zu Bett.
Das Mieder fort, das ich beneiden muß;
Daß es dir nahesteht, macht mir Verdruß.
Und fällt dein Staat, ist erst ein Staat zu sehn,
Wie wenn die Nebel von den Wiesen gehn.
Fort mit der festgeflochtnen Krone! Zähm
Es länger nicht, von Haar das Diadem.
Die Schuh nun fort, und schreite sicher aus.
Tritt ein ins Bett, der Liebe heiliges Haus.
So weiße Roben trugen Engel einst,
Wenn sie zu Menschen gingen. Du erscheinst
Als Cherub aus des Orients Paradies.
Auch böse Geister tragen weiß, gewiß.
Wir unterscheiden sie von Engeln spielend, weil:
Die machen uns erschaudern, jene aber geil.
Laß meine Hände schweifen, sag nicht nein,
Hinauf, hinab, hinüber, zwischendrein.
Oh, mein Amerika, mein neues Land,
Mein Staat, von einem Mann genug bemannt.
Mein Kaiserreich, mein Berg von Edelstein,
Dich zu entdecken, nenn ich glücklich sein.
In dein Verlies mich senken, macht mich frei.
Der Abdruck meiner Hand mein Siegel sei!
Ganz bloß und nackt, dich zu erfreun bereit.
Wie Seelen körperlos, so Körper ohne Kleid
Zu unsrer Lust. Ihr Fraun legt Perlen an.
Atlanta wirft den Apfel, foppt den Mann.
Der Narren Gier soll auf die Perlen gehn,
Daß sie, so abgelenkt, das Weib nicht sehn.
Für Laien ist das Buch mit buntem Druck,
Ihr Frauen aber seid in euerm Schmuck
Mysterienbücher, die sich nur erschließen
Dem Manne, der erwählt ist, zu genießen.
Weil ich es bin, zeig dich mir ohne Scham.
Fort mit dem Leintuch, das den Blick mir nahm.
Hier ist nicht Buße und nicht Unschuld, Weib.
Ich bin ja nackt. Warum soll denn dein Leib
Verhüllt sein, wenn ich unverhüllt sein kann?
Was muß dich mehr bedecken als ein Mann?

- John Donne

Zubettgehen (3)  Der Wein nahm mir die Besonnenheit nicht, vor dem Bette-Gehen unter das Bette zu sehen, ob jemand darunter lauere, z. B. die Hure, der Zwerg oder der Legations-Rat, ferner den Schlüssel unter den Tür-Drücker (die beste Sperr-Ordnung unter allen) zu schieben, dann zum Überflusse meine Nacht-Schraube in die Türe einzubohren und endlich davor noch die Sessel übereinander zu bauen und Beinkleider und Schuhe anzubehalten, weil ich durchaus nichts besorgen wollte.

Ich hatte aber noch andere Sachen des Nachtwandels wegen abzutun. Mir wars überhaupt von jeher unbegreiflich, wie so viele Menschen zu Bette gehen und darin gesetzt liegen können, ohne zu bedenken, daß sie vielleicht im ersten Schlafe sich aufmachen als Nachtwandler und auf Dächer hinauskriechen und irgendwo erwachen, wo sie den Hals brechen und den Rest. Ja es wäre mir schon Gefahr genug, wenn ein unbescholtner Mann, ein Feldprediger, im eigenen Bette einschliefe und etwa auf den Seidenpolstern im Schlafgemache der vornehmsten Dame in der Stadt aufwachte, von der er vielleicht sein Glück erwartet. - Jean Paul, Des Feldpredigers Schmelzle Reise nach Flätz, mit fortgehenden Noten, nebst der Beichte des Teufels bei einem Staatsmanne (zuerst 1807)

Zubettgehen (4)  

Bett

 

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Verwandte Begriffe
Schlaf
Synonyme
Schlafengehen