Zimmer, leeres

 

- Peter Franck

Zimmer, leeres (2)  Er war in einem verteufelten Schrank eingesperrt in einem Hause, das - wie er wußte - in höchst zweifelhafte Zusammenhänge verwickelt war.

Er begann umherzutasten und stellte fest, daß der Raum größer war, als er gedacht hatte; der Fußboden schien aus nackten Brettern zu bestehen, nicht ein Möbelstück war vorhanden, noch gab es - soweit er sehen konnte - ein Fenster. Die Tür, durch die er eingetreten war, konnte er nicht finden, sie mußte innen ganz flach in die Wand hineinpassen. Bald merkte er, daß es ihm schwer wurde zu atmen, und fast befiel ihn Panik, denn die Furcht vor dem Ersticken war immer seine allergeheimste Angst gewesen - auch der tapferste Mann hat eine solche Angst. Das Atmen war, als sei sein Gesicht fest in ein Kissen hineingedrückt. Er nahm sich zusammen und beherrschte sich, denn es war ihm klar, daß er, wenn er hysterisch würde, um so schneller ersticken würde . ,.

Dann, so sagte er, fühlte er, daß eine Hand sich auf seinen Mund preßte . . . Das muß Einbildung gewesen sein, denn er gibt zu, daß der Raum leer war; aber trotzdem kam die Hand wieder und wieder - eine große, weiche Hand, die nach Rosen roch. Seine Nerven waren am Zerreißen, und die Beine gaben unter ihm nach. Die Rosen senkten sich wie eine Wolke auf ihn herab, und die schreckliche, schwabbelige Hand, die groß war wie ein Berg, schien ihn zu ersticken. Er versuchte, sich zu bewegen, ihr zu entkommen, und ehe er's wußte, lag er auf den Knien. Er mühte sich ab aufzustehen, aber die Hand war auf ihm, drückte ihn flach nieder, und der unerträgliche, widerlich süße Geruch schlug ihn in dichte Falten ein, ihm wurde übel . . . Und dann wurde er bewußtlos . . .  - John Buchan, Die drei Geiseln. Zürich 1980 (zuerst 1924)

 

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